Foto: iStock / Antonio Guillem

Bruchstückhaftes zur Thematik Selbstsorge

Barbara Moser über den Umgang mit Belastungen, Prävention und Auffangnetz

Seit ich im Krankenhaus arbeite begegnet mir die Thematik der Selbstsorge immerwährend. Ich soll, so sagt die Definition, selber aktiv für mich sorgen, damit ich mit Belastungen gut umgehen kann, nicht ausbrenne und im weitesten Sinne leistungsfähig bleibe. Wie aber sieht die «Sorge um sich selbst» aus? Und wie lässt sie sich in den Berufsalltag einbauen?

Diverse Weiterbildungen waren eher enttäuschend. Zu hören bekam ich in der Regel, welche Symptome bei mangelnder Selbstsorge auftreten können und welche Berufsgruppen besonders gefährdet seien. Symptome, die sich in Fehlzeiten, fehlender Flexibilität, Rückzug, Interesselosigkeit, mangelnder Solidarität untereinander und dem Team gegenüber ausdrücken sollen. Nun: Selbstsorge sollte möglichst regelmässig geschehen, zudem nachhaltig und flexibel einsetzbar sein. Es versteht sich von selbst, dass es keine Rezepte gibt, wie die Selbstsorge gestaltet werden sollte. Es gilt einen eigenen Zugang zu finden.

Ich persönlich halte es so: Ab und zu ziehe ich mich in die Kapelle zurück und zünde eine Kerze an. Ich achte auf eine gute Ernährung, wenn immer möglich in Gesellschaft, so dass es noch besser schmeckt. Möglichst oft achte ich auch bewusst auf meine Atmung. Ich nehme wahr, wie die Atemluft ausströmt, registriere die Atempause und die wieder einströmende Atemluft. Bei äusserst belastenden Situationen hole ich mir Hilfe eines Teammitgliedes. Super- und Intervision wie auch Weiterbildungen sind fester Bestandteil meiner Arbeit. Mich selber loben und Nein sagen können, kommt ebenfalls gelegentlich vor.

Dem ist nichts entgegen zusetzen, alles wunderbar und auf mich abgestimmt. Wie aber soll das ganze regelmässig strukturell in den Berufsalltag eingebaut werden? Wie handhaben dies, so überlege ich, z.B. die Pflegenden der Intensivpflegestationen, welche mit vielen traumatischen Erfahrungen konfrontiert werden und damit zu den gefährdetsten Berufsgruppen gehören? Da reichen wohl theoretisches Wissen um die Selbstsorge und die obligaten Pausen alleine nicht aus. Hilfreich ist ein von der Teamleitung zur Verfügung gestelltes Auffangnetz. Eine klug durchdachte Organisation zur Selbstsorge an sich selbst. So kann vielleicht, die in den Weiterbildungen vermittelte Theorie in die Praxis umgesetzt werden und der präventive Charakter der Selbstsorge seine ganze Wirkung entfalten. Ich persönlich bin neugierig auf neue, visionäre Modelle.

Barbara Moser, ref. Seelsorgerin

<link pfarrblatt-angelus pfarrblatt-bern kolumnen-und-betrachtungen kolumnen-inselspitalseelsorge>Die Gedanken aus der Spitalseelsorge im Überblick

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.