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Hochschulseelsorge in digitalen Zeiten

Aki-Kolumne von Benjamin Svacha

Dieser Tage ist im aki ein Ordner aufgetaucht, in welchem Dokumente aus der Zeit meiner ­Vorgänger:innen abgelegt wurden. In Jahresberichten wird davon geschrieben, welche Veranstaltungen das aki in den frühen 2000er-Jahren geprägt haben, und es wird deutlich, vor welchen Herausforderungen die Hochschulseelsorger:innen dieser Zeit standen.

Manche der damals aktuellen Themen markieren rück­blickend Momente, in welchen grosse Veränderungsprozesse ins Rollen gekommen sind, die bis heute im Gang sind. So wurde beispielsweise festgestellt, dass Computer und Internetzugang für die meisten Studierenden mehr und mehr Teil des Alltags werden und man im aki deshalb nicht mehr auf eine fortlaufend aktualisierte Homepage verzichten könne. An diese Entwicklung ist aber auch die Erkenntnis geknüpft, dass das Wahrnehmen dieser neuen, digitalen Aufgaben erheblichen zeitlichen Aufwand mit sich bringe – und diese Ressourcen nun bei der «eigentlichen Arbeit» fehlen, also der Zeit, die man als Hochschulseelsorger:in bisher mit Studierenden verbracht hat. Dieses Phänomen hat seither noch mehr zugenommen: Aus Computern mit gelegentlichem Internetzugang sind Smartphones geworden, die uns ständig begleiten. Zusätzlich zur Homepage sind Social-Media-Plattformen entstanden. E-Mails haben Briefe in vielen Belangen komplett abgelöst und ein nicht unbedeutender Teil alltäglicher Kommunikation findet über Whatsapp & Co. statt.

Für mich persönlich (geboren 1992) ist diese Welt mit Social Media und E-Mails ganz normal, und ich kann mir nur vage vorstellen, wie mein Arbeitsalltag vor 20 Jahren ausgesehen hätte. Ich habe auch nie ernsthaft hinterfragt, ob die ganze Digitalisierung eine Entwicklung ist, die unseren Alltag grundsätzlich erleichtern soll: Die Vorteile von E-Mails gegenüber Briefen scheinen mir auf der Hand zu liegen. Und wenn wir unsere Flyer auf Social Media verbreiten können, erreichen wir in kürzester Zeit mehr junge Leute als jemals zuvor.

Die Überlegungen meiner Vorgänger:innen zeigen aber auch: So ganz geht diese Rechnung nicht auf. Die Menge an Mails übersteigt die frühere Zahl an Briefen bestimmt deutlich und die Online-Reichweite hat nicht dazu geführt, dass mehr Studierende das aki besuchen. Also sitze ich täglich viele Stunden vor dem Computer und verbringe dadurch spürbar weniger Zeit mit Studierenden, als dies noch vor 20 Jahren bei meinen Vorgänger:innen der Fall war.

Diese Erkenntnis macht mich noch nicht zu einem generellen Digitalisierungsgegner – aber sie ist Anstoss, um mir darüber klar zu werden, was der eigentliche Kern meiner Aufgabe hier im aki ist oder sein sollte.

Benjamin Svacha

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