Lesen - ein Fenster zur Vergangenheit und in die eigenen Fantasiewelten. Foto: Johannes Plenio, unsplash.com

Mein Phantásien

Aki-Kolumne von von Jessica Brunner

Zu meinem letzten Geburtstag schenkte mir meine beste Freundin eine grosse, illustrierte Ausgabe meines Lieblingsbuchs: Michael Endes «Die unendliche Geschichte». Der Text allein hat mich schon als Kind fasziniert. Erst jetzt, mit dem Blick einer erwachsenen Frau, fällt mir auf, wie viel mehr in diesem Kinderbuch steckt als blosse Fantasie.

Während ich als Kind die Geschichte besonders aufgrund von fliegenden Glücksdrachen, schönen Prinzessinnen und der Magie in Phantásien liebte, sind es heute die tiefgreifenden Themen, die Ende in seinem Text versteckt, die mich weiterhin an dieses Buch binden, das älter ist als ich selbst. Es ist die Geschichte eines Jungen, der sich wünscht, mehr zu sein, als er ist. Mutiger zu sein. Schöner zu sein. Stärker zu sein.

Alles Gedanken, die nicht nur Kinder sich machen, sondern auch wir Erwachsenen. Es ist ein Text über Abschied, über Trauer, Depression und Hoffnung.Ich finde mich heute in meiner eigenen «unendlichen Geschichte» wieder. Mein Phantásien schaffe ich mir selbst, es versteckt sich zwischen Buchdeckeln, in den Bergen und in der Musik.

Genau wie Bastian wäre ich manchmal froh darum, Auryn an meiner Seite zu haben, das mich beschützt; würde gern meine Wünsche in den Himmel sprechen und wahrnehmen, wie sie in Erfüllung gehen. Ich beschütze täglich meine eigene Kindliche Kaiserin in mir vor der Arbeitswelt, Steuern und Mietkautionen. Denn ich glaube, auch ich sehne mich wie Bastian nach Kunst, Poesie und ein bisschen Wunder.

Diese Dinge in unserer Nicht-Phantásien-Welt zu finden, ist nicht immer einfach. Doch das Lesen über sie hilft ungemein.Generell bin ich überzeugt davon, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Kindlichkeit uns helfen kann, uns selbst besser zu verstehen. Die Bücher, die ich als Kind gelesen habe, prägen mich bis heute. Wenn ich «Die unendliche Geschichte» aufschlage, öffne ich gleichzeitig ein Fenster in meine Vergangenheit, erinnere mich an lange Lesenächte, Filmabende mit meinen Geschwistern und meine kindliche Faszination für das Phantastische.

Versucht doch einmal, euer eigenes Lieblingsbuch aus der Kindheit noch einmal zu lesen und zu ergründen, was es heute als erwachsener Mensch in euch auslöst.

Jessica Brunner, Praktikantin 2021/22

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