Unser Vater

Ein Familienporträt, das die Doppelmoral der Kirche und der Gesellschaft zeigt

Ein Familienporträt, das die Doppelmoral der Kirche und der Gesellschaft zeigt

Monika Gislers Vater war katholischer Priester. Sie wuchs in den 50er Jahren ohne ihn auf, hatte nur losen Kontakt zum geselligen und beliebten Toni. An der Beerdigung ihres Vaters erfährt Monika, dass sie noch weitere Geschwister hat. Nach und nach spürt sie alle auf und knüpft zarte Bande zu ihren zwei Halbbrüdern und den drei Halbschwestern.

Sie alle haben eine Kindheit verbracht, die von Schweigen, Ausflüchten und Scham geprägt war. Die Gesellschaft beäugte ihre alleinerziehenden Mütter schief, den Kindern wurden Märchen erzählt, wenn sie nach dem Vater fragten. Die Mütter wollten ihre Kinder und sich selbst schützen. Das hat die Geschwister nachhaltig geprägt, hat tiefe Spuren in ihren Seelen hinterlassen.

Einem Puzzle gleich fügt Miklos Gimes ruhiger Dokumentarfilm die einzelnen Geschichten der sechs Geschwister zu einem Familienporträt zusammen, das die Doppelmoral der Kirche und der Gesellschaft zeigt. Es geht nicht darum, Schuld zuzuweisen, sondern vielmehr darum zu zeigen, welche Folgen die Heimlichtuerei und das Stigma der unehelichen Schwangerschaft für alle Beteiligten – ausser Toni – hatte und immer noch hat. Diese seelischen Wunden kann auch das versöhnliche Gespräch der sechs Geschwister mit Bischof Bonnemain über Zölibat und Geheimniskrämerei nicht heilen.

«Unser Vater» ist ein intimer, eindrücklicher Film über mutige Geschwister und Mütter, über Verantwortung und Machtgefälle zwischen den Geschlechtern und zwischen kirchlichen Würdenträgern und Gläubigen.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Unser Vater», Schweiz 2023; Regie: Miklos Gimes;
Protagonist:innen: Monika Gisler, Lisbeth Binder, Adi Meier; Verleih: Filmbringer

Ab 6. April im Kino, auch im Rex 1, Schwanengasse 9, Bern

Mo., 3. April, 20.00, Kino Rex Bern, Vorpremiere: in Anwesenheit des Regisseurs und der Protagonist:innen LIsbeth Binder, Christina Meier und Daniela Mühlethaler; Moderation: Jeanette Wolf
Di., 11. April, 18.00, Kino Rex Bern, Podiumsgespräch: mit Dr. Sonja Matter, Historikerin, Interdisziplinäres Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG), Uni Bern und Nicolas Betticher, Theologe, mit Regisseur Miklos Gimes und Protagonistin Lisbeth Binder; Moderation: Stefanie Arnold
Do., 20. April, 20.00, Kino Rex Thun: in Anwesenheit des Regisseurs und der Protagonist:inem Daniela Mühlethaler und Toni Meier

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