«Ich sehe was, was du nicht siehst! »

Auf der Strasse nicht von der Polizei kontrolliert werden, sogar mal eine Schwarzfahrt riskieren, wenn’s pressiert, eine Wohnung oder einen Kredit bekommen, immer und überall in seiner Muttersprache angesprochen werden…
All diese Dinge sind für weisse Schweizer*innen so selbstverständlich, dass sie nicht mal darüber nachdenken. Für Menschen, die in einer «anderen Haut» stecken, sieht die Welt manchmal anders aus. Die Aktion «Ich sehe was, was du nicht siehst!» lud ein, sich mit unbewussten Privilegien auf künstlerische Art auseinanderzusetzen.
Der Gedichte-Wettbewerb fand im Rahmen der 9. Aktionswoche gegen Rassismus der Stadt Bern vom 21. bis 27. März 2019 statt. Unter dem Slogan „hier. jetzt. unbedingt.“ wurde an die Dringlichkeit und Aktualität des Themas aufgerufen.
30 Menschen haben beim Gedichte-Wettbewerb mitgemacht und sich künstlerisch mit unbewussten Privilegien auseinandergesetzt. Eine sechsköpfige Jury hat die Einsendungen unter dem Motto "Ich sehe was, was du nicht siehst!" bewertet. Die Gewinner*innen stehen fest - wir gratulieren!
Gewinner*innen der Kategorie Ü18
1. Peter Fahr mit «Tragödien» und «Bedenkt»
sowie Julia Degelo mit «Bruchstücke» (je 150.-)
2. Marc Sahli mit «Ich sehe was, was du nicht siehst!» (100.-)
Jugendpreis der Kategorie U18
Mea Quint mit «Kennst du das Anstarren» (100.-)
Peter Fahr
Tragödien
Tadellose
die Haltlose tadeln
Haltlose
die Lieblose halten
Lieblose
die Herzlose lieben
Herzlose
die Kopflose herzen
Kopflose
die Gottlose köpfen
Peter Fahr
Bedenkt!
Wenn eure Augen lächeln, die Lippen
pflichtbewusst sich beugen
Dem Wohlstandsparagraphen,
wenn eure Zunge Mitleid lispelt,
derweil die Hände Gastfreundschaft verweigern,
bedenkt:
Wer seine Grenzen schliesst für andere,
lebt eingeschlossen.
Sein Blick geht in das Grau der Mauer
und bricht. Die Sicht ist kurz, der Horizont beschränkt.
bedenkt:
Wenn eure Gnade Menschen interniert,
die Liebe ordnungshalber ausschafft
und die kalte Schulter zeigt,
wenn euer Urteil sich verliert in
Mutmassungen
derweil Befehle Blut vergiessen,
bedenkt:
Wer Andere ans Messer liefert,
ist dessen Klinge.
und wer die eigne Angst
ins Du verdrängt und tötet,
bringt in der Seele seiner Opfers
die eigne um.
Julia Degelo
Bruchstücke
Ich sehe
laute Worte
Du siehst
Geschichten
wie Ozeane
ohne Grund
Ich sehe
dunkle Augen
Du siehst
Nächste ohne
Schlaf
Ich sehe
eckige Sprache
Du siehst
zärtliche Floskeln
Ich sehe
helle Handinnenflächen
Du siehst
Furchen aus
Angst
Ich sehe
das neue Handy
Du siehst
die Sehnsucht
nach der
Heimat
Ich sehe
fremde Musik
auf dem Display
Du siehst
Erinnerungen
im Ohr
Ich sehe
Tränen
Du siehst
Liebe als
Konzentrat
Ich sehe
Runzeln auf der
Stirn
Du siehst
Konzentration
jederzeit
Ich sehe
Unverständnis
Du siehst
Ohnmächtigkeit
vor der Sprache
Bin ich blind?
Blind für feine Töne?
Blind für Zeilen und Zwischenräume?
Blind für Fragen hinter Fragen?
Ich will
sehen
lernen
Marc P Sahli
Ich sehe was, was du nicht siehst
Im Sprachinselboot wo
Bruch- und Schwemmholz-Worte
Sich sammeln in meinem Hier
Im Jetzt und unbedingt
Träumt ich
Zur Wende des Lichts
im Wandel und am
Rande was du nicht
siehst
Im endenden Tag
Denn: noch mal und
noch wir sind, mit anderer Haut
in dieser Welt
Jedoch:
auf dünnem
Eis
Mea Quint
Kennst du das Anstarren?
Kennst du dieses Anstarren?
Behandeln sie dich wie einen Narren?
Hat jemand „Woher kommst du?“ gefragt?
oder „schwarzes Mädchen“ zu sagen gewagt?
Wer hat die Strassenseite getauscht?
Sich mit Beleidigungen oder Mobbing aufgebauscht?
Wenn du sitzt, steht man dann auf?
Nimmst du jeden Tag Vorurteile in Kauf?
Lassen dich schräge Blicke kalt?
Schon wieder eine Note, die nicht dir galt?
Wurdest du kontrolliert, vermehrt?
Hat sich jemand wegen deiner Religion beschwert?
Wegen deiner Haut nicht ins Gymnasium gekommen?
Die Chance auf eine Wohnung durch den Namen genommen?
Nein? Dann bist du wahrscheinlich weiss, wie ich.
Sei dankbar und kämpfe für Gerechtigkeit, es ist erforderlich.
Weitere Informationen:
Postkarte, Informationsplakat und Impulsset
Frühlingsputz - Wir räumen mit Vorurteilen auf!
Die Aktionswoche bringt Rassismus aufs Tapet! Denn Rassismus findet statt. Hier und jetzt. Die 8. Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus beschäftigte sich deshalb mit dem Slogan „hier. jetzt. unbedingt.“. Vom 21. bis 27. März 2018 fanden verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen statt.
Die Katholischen und Evangelisch-Reformierten Kirchen riefen im Rahmen der Aktionswoche gegen Rassismus zu einem Frühlingsputz auf. Räumen wir mit unseren eigenen Vorurteilen auf und bringen die Rassismus-Debatte an die Berner Küchentische.
Vor und während der Aktionswoche bedruckten wir an verschiedenen Standorten in und um Bern Geschirrtücher mit Slogans und Fragen. Diese wurden dann verteilt - damit möglichst viele Menschen zuhause weiterdiksutieren: Hier! Jetzt! Unbedingt!
Siebdruck- und Diskussionsworkshops rund um den Frühlingsputz gegen Rassismus gab es ab 23. Februar bis Mitte März in vielen Kirchgemeinden und Pfarreien der Region Bern sowie am Festival der Kulturen vom 17. März in der offenen kirche Heiliggeist beim Bahnhof Bern. Dabei konnten Geschirr- und Handtücher oder T-Shirts mit entsprechenden Sprüchen bedruckt werden.
Weitere Informationen:
People of Color - 1000 Gründe gegen Rassismus

„Ich bin kein_e Rassist_in“ ist schnell gesagt - begründen warum, ist gar nicht so einfach. Wir fordern uns und dich heraus und sagen: In dieser Aktionswoche sammeln wir 1000 Gründe, die gegen Rassismus sprechen. Warum bist du kein_e Rassist_in? Teile deinen ganz persönlichen Grund mit uns!
Mit dieser farbigen Aktion wollen wir aufzeigen, dass einfach alles gegen Rassismus spricht. Die 1000 Gründe gegen Rassismus sind so vielfältig wie wir Menschen selbst: christliche Nächstenliebe, persönliche Überzeugung, Menschenrechte… Was ist dein Grund?
Diese Kampagne findet im Rahmen der 7. Aktionswoche gegen Rassismus der Stadt Bern (21. - 27. März 2017) statt.
Weitere Infos:
Auf und davon - Koffergeschichten vom Fremdsein

Unter dem Motto „Wie lange bleibt man eigentlich fremd – oder – gehörst du schon dazu?" fand vom 18. bis 24. März 2016 die 6. Aktionswoche gegen Rassismus in Bern statt. Behandelt wurde das Thema Zugehörigkeit und Fremdheit.
Die kath. und ref. Kirchen haben an 12 Standorten Ausstellungen mit Koffern gestaltet, in die Menschen aus dem Quartier Gegenstände und Worte gepackt haben, die vom Fremdsein und vom Dazugehören erzählen. Sie gingen der Frage nach: „Wie lange bleibt man eigentlich fremd – oder – gehörst du schon dazu?“. Zum Abschluss wurden dann aus allen Ausstellungen Koffer in die Innenstadt getragen, um gemeinsam in der Öffentlichkeit ein Zeichen zu setzen: Bei uns gehörst du dazu!
Turmbau zu B

Vom 21.-27.März 2015 fand die Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus statt. Mit der Aktion Turmbau zu B haben wir gezeigt, dass Rassismus auch in den Kirchen keinen Platz hat.
Angelehnt an die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel haben die Fachstelle Sozialarbeit und die Fachstelle Kinder&Jugend in Quartieren und Gemeinden einen flashmob-artigen Turmbau-Wettbewerb mit Stühlen lanciert. Entscheidend war neben der Höhe des Turms auch die sprachliche Vielfältigkeit der Turmbau-Gruppen.
Entstanden sind zwölf bunte, schiefe und einzigartige Türme als Zeichen gegen Rassismus, aber auch viele schöne Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlichen sprachlichen Hintergrunds. Vielen Dank allen, die beim Turmbau zu B mitgewirkt haben!
Kontakt und Information
Fachstelle Sozialarbeit FASA
Katholische Kirche Region Bern
Mittelstrasse 6a
3012 Bern
Sekretariat: 031 300 33 66
fasa.bern(at)kathbern.ch
Leitung
Mathias Arbogast
031 300 33 48
mathias.arbogast(at)kathbern.ch
Sekretariat
Sonia Muñoz
031 300 33 66
sonia.munoz(at)kathbern.ch
Alters- und Freiwilligenarbeit
Barbara Petersen
031 300 33 46
barbara.petersen(at)kathbern.ch
Asyl
Béatrice Panaro
Sozialarbeiterin
Neu: 031 300 33 51
beatrice.panaro@kathbern.ch
Sprechstunden: Dienstag 13.30-16.00 Uhr und Donnerstag 9.00-11.30 Uhr
Neu im Haus der Begegnung
Mittelstrasse 6a
3012 Bern
Migration
Eveline Sagna-Dürr
Sozialwissenschaftlerin MA
031 300 33 47
eveline.sagna(at)kathbern.ch
Sie erreichen uns bequem mit dem Bus Nr. 12 bis Station Mittelstrasse (Richtung Länggasse).
Fussmarsch ab dem Bahnhof ca. 10 Minuten.