Engagement für Menschenrechte, gegen Armut und Obdachlosigkeit – Veranstaltung der vom Befreiungstheologen Leonardo Boff gegründeten Organisation CDDH in Petrόpolis in Brasilien.

Brot trifft auf Schönheit

Die Kirche Region Bern unterstützt Entwicklungsprojekte, z.B. in Brasilien

Seit gut 40 Jahren ist die Berner Kirche mit Leonardo Boff aus Brasilien verbunden. Der berühmte Befreiungstheologe und Philosoph baute in Petrόpolis mit «CDDH» auch ein Zentrum für Entwicklung und Menschenrechte auf. 2021 half die Gesamtkirchgemeinde mit, deren Projekt «Brot und Schönheit» zu finanzieren, um Obdachlosen neue Perspektiven und Wege aus der Armut zu ermöglichen.

Eine halbe Million Franken budgetiert die Katholische Kirche Region Bern jedes Jahr für die Solidarität mit Entwicklungsgebieten. Eine Fachkommission prüft die Gesuche eingehend – bevorzugt werden Projekte, welche dazu beitragen

  • die Grundbedürfnisse der Menschen zu befriedigen,
  • lokale Eigeninitiative unterstützen,
  • die Selbständigkeit und Unabhängigkeit zum Ziel haben,
  • eine lokale, vorzugsweise kirchliche Trägerschaft aufweisen,
  • einen Bezug zur röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde Bern aufweisen,
  • umweltverträglich sind.

Auch 2021 konnte die Katholische Kirche Region Bern zwei Dutzend Projekte auf allen Kontinenten finanziell fördern. Eines davon in Petrόpolis, einer Stadt mit über 300'000 Einwohner:innen in der Nähe von Rio de Janeiro in Brasilien. Sein Name «Pão e Beleza» (Brot und Schönheit) spricht an, worum es geht: Menschen in Armut und Obdachlosigkeit sollen neue Perspektiven erhalten. Dabei geht es um viel mehr als das Grundrecht auf Nahrung. Schönheit bedeutet Würde, Inklusion, Anerkennung, Selbstwertgefühl, Gestaltungsfreiheit, Beziehung, kritisches Bewusstsein, das Recht zu denken und zu wählen. Das Projekt soll die sozialen und familiären Beziehungen der Begünstigten stärken und ihre Integration in die Gemeinschaft fördern.

Taten statt Worte

«Menschen, die auf der Strasse leben, können nicht mal ihre grundlegenden Rechte wahrnehmen: Ihre Realität ist unmenschlich, sie werden an den Rand gedrängt, Krankheit oder Drogenabhängigkeit sind die Folgen», weiss Raquel Moraes Moser. Sie ist die Brasilienbeauftragte der Stiftung Cooperaxion, welche von Bern aus die von Leonardo Boff gegründete Menschenrechtsorganisation CDDH in Petrόpolis unterstützt. Die Brasilianerin lebt seit einigen Jahren in der Schweiz und kennt als Sozialarbeiterin die Lage der Benachteiligten: «Mit dem Projekt wird der Alltag der obdachlosen Frauen und Männer wieder auf einen sicheren Boden gestellt.» Raquel Moraes Moser ist beeindruckt, wie professionell ihre Partner in Brasilien mit der komplexen Herausforderung umgehen – von den Finanzen bis zur Erfolgskontrolle: «Sie handeln tatkräftig und schaffen Hoffnung!»

Im Programm erhalten 20 Teilnehmende eine Ausbildung, erweitern ihre Kompetenzen und bekommen Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe. Die erworbene Arbeitsfähigkeit und die Arbeitsintegration öffnen die Türe zu einem menschenwürdigen Leben. Das sind entscheidende Grundlagen in einer Grossstadt, wo nur gut ein Viertel der Menschen über eine formale Arbeit verfügt. Von Kursen rund um Kochen und Gastronomie bis zu Computer-Anwendung und administrativem Know-how umfassen die Bildungsangebote viele Basisfertigkeiten für den Alltag auch in der informellen Wirtschaft.

Brasiliens Krise trotzen

40 weitere Personen bekommen durch das Projekt laufend Sozialberatung. Bevor sie in Kurse und den lokalen Arbeitsmarkt vermittelt werden können, müssen sie selber stabiler werden. Sie erhalten Essen und Zugang zu Bad, Toiletten, sauberer Kleidung und Pflegeartikeln. So bekommen sie ihr Selbstwertgefühl und ihre Würde zurück, um als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft handeln zu können. Wichtig ist auch der Zugang zu Wohnmöglichkeiten, damit die Obdachlosigkeit nicht erneut sozial zerstörerisch wirken kann.

Derzeit leiden 19 Millionen Menschen in Brasilien an Hunger. Das riesige Land befindet sich in einer schweren wirtschaftlichen und umweltpolitischen Krise. Die Armut hat nicht nur wegen der tragischen Situation der Covid-Pandemie zugenommen, sondern auch wegen der Sozialpolitik der Regierung Bolsonaro. Öffentliche Massnahmen zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit und zum Schutz der Umwelt werden systematisch geschwächt. Organisationen wie CDDH sind zur Verteidigung der Menschenrechte im ganzen Land herausgefordert. Raquel Moraes Moser ist dankbar für die Unterstützung der Berner Kirche für diese Arbeit, die der Befreiungstheologe Leonardo Boff initiiert hat: «Leonardo ist ein wichtiges Symbol für die Demokratie in Brasilien. Und seine Projekte zeigen, dass Veränderung möglich ist.» Das bedeute auch eine Analyse der sozialen Probleme, mutige Lobbyarbeit und Aktionen für einen sozialen Wandel. Und natürlich Projekte wie «Pão e Beleza».

www.cooperaxion.org

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