Lieder aus dem Senegal begleiteten das Nachtgebet. (Foto: P. Bernd)

Die weinenden Grosskaufleute

Das politische Nachtgebet votiert auf biblischer Grundlage für Biodiversität und würdevolles Leben im Alter

Das politische Nachtgebet votiert auf biblischer Grundlage für Biodiversität und würdevolles Leben im Alter

Am 9. September, einem regnerischen Frühherbsttag, treffen sich Menschen in den Räumen des Arbeitskreises für Zeitfragen in der Bieler Altstadt zum politischen Nachtgebet.
Unter dem Titel «Solidarität, Gerechtigkeit, Frieden – aber wie?» werden die Vorlagen zur Biodiversität und zum BVG-Gesetz vom 22. September unter die "biblische Lupe" genommen.
Zwei starke Frauen aus Biel/Bienne haben für den Abend zwei Statements vorbereitet: Denise Chervet aus dem Pastoralraumrat spricht sich mit Verweis auf die Herausforderung für die Zukunft des Lebens auf der Erde für die Annahme der Initiative zur Biodiversität aus. Es gelte in langfristiger Perspektive für die Zukunft des Lebens auf unserem Planeten zu votieren.
Anna Tanner, Kandidatin für den Bieler Gemeinderat, erklärte die technischen Fragen rund um das BVG-Gesetz und auch für neue fantasievolle Ansätze, wenn es um die SIcherung im Alter geht. Dabei gelte es aber die grundsätzliche Frage nach dem Profit der Wenigen und den immer weiter um sich greifenden faktischen Kürzungen vor allem für am wenigsten Begüterten zu stellen. Sie plädierte schliesslich klar für ein Nein zum BVG-Gesetz.

Damit kann sie sich gut auf den kurzen biblischen Input von Peter Bernd, katholischen Pfarrer in Biel, berufen.
Nach der Begrüssung durch Noël Tshibangu, den derzeitigen Leiter des Arbeitskreises für Zeitfragen der reformierten Kirche, liest er aus dem 18. Kapitel der Offenbarung des Johannes, dem letzten Buch der Bibel, die auch schlicht Apokalypse genannt wird. Darin wird mit dem Bild des Untergangs Babylons das Ende der Hauptstadt Rom und des römischen Imperiums zur Zeit der Christenverfolgungen allen auf Ausbveutung und Proft- und Machtgier berugenden Systemen der Geschichte und dieser Welt das Ende angesagt. Darin wird beschrieben, wie mit allem, selbst mit Seelen und Leibern von Menschen Geschäfte gemacht wurden. Das ist bis heute so. Es ist ein Hoffnungsbild, wenn die Grosskaufeute, die gierigen Profiteur:innen damals bis heute, weinen und wehklagen - um des Verlustes ihres Reichtums und ihres Einflusses wegen. Der Text beschreibt meisterhaft, das "Zusammenspiel" von Ökonomie, Politik und Ideologie.

Es folgen hier der Bibeltext, der Input dazu und das Statement von Denise Chervet…

Offenbarung 18,1-3.9-21:

1Danach sah ich einen anderen Boten aus dem Himmel herabsteigen. Er hatte große Macht. Die Erde wurde von seinem Glanz erleuchtet. 2Er rief mit starker Stimme: »Gefallen, gefallen ist Babylon, die große! Eine Behausung von Dämonen geworden! Ein Gefängnis für jeden unreinen Geist! Ein Käfig für jeden unreinen Vogel, ein Käfig für jedes unreine und verhasste Tier! 3Ja, von ihrem Hurereiwutwein haben alle Völker getrunken! Die Könige und Königinnen der Erde haben mit ihr gehurt. Die Großkaufleute der Erde sind durch ihren mächtigen Luxus reich geworden.«
4Eine andere Stimme hörte ich vom Himmel sagen: »… 9Die Könige und Königinnen der Erde, die mit ihr gehurt und ein Leben in Saus und Braus geführt haben, werden um sie weinen und sich ihretwegen an die Brust schlagen, wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen. 10In der Ferne stehen sie, aus Furcht vor ihrer Qual, und sagen: ›Wehe, wehe, große Stadt, Babylon, starke Stadt! Ja, in einer einzigen Stunde kam dein Gericht!‹ 11Die Großkaufleute der Erde weinen und trauern um sie, denn ihre Fracht kauft niemand mehr, 12Fracht von Gold und Silber, Edelstein und Perlen, feines Leinen und Purpur, Seide und Scharlach, jedes Zitrusholz und jedes Elfenbeingefäß, jedes Gefäß aus Edelholz und aus Bronze, aus Eisen und aus Marmor, 13Zimt und Kardamom, Räucherwerk, Salböl und Weihrauch, Wein und Öl, Feinmehl und Weizen, Vieh und Schafe, Pferde und Reisewagen, Leiber und Seelen von Menschen. 14Das reife Obst, das deine Seele begehrte, entfernte sich von dir. Alles, was kostbar und glänzend an dir war, ist verschwunden. Man wird es gewiss nicht mehr finden. 15Die Großkaufleute dieser Waren, die von ihr reich geworden sind, werden in der Ferne stehen, aus Furcht vor ihrer Qual, weinen und trauern: 16›Wehe, wehe, große Stadt, mit feinem Leinen, Purpur und Scharlach Bekleidete, mit Gold, Edelstein und Perle Geschmückte! 17Ja, in einer einzigen Stunde wurde dieser Reichtum, so groß er war, verwüstet.‹ Jeder Steuermann und alle, die die Küste entlang von Hafen zu Hafen fahren, die Seeleute und alle, die beruflich mit dem Meer zu tun haben, stehen von fern. 18Sie begannen zu schreien, als sie den Rauch ihres Brandes sahen: ›Wer gleicht der großen Stadt?!‹ 19Sie streuten Staub auf ihre Köpfe und schrien weinend und trauernd: ›Wehe, wehe, große Stadt, in der alle reich wurden, die im Meer Schiffe hatten, durch ihre Kostbarkeit! Ja, in einer Stunde wurde sie wüst! 20Jubelt über sie, Himmel, und ihr Heiligen, ihr Apostel und Apostelinnen, Prophetinnen und Propheten, denn Gott hat so Gericht gehalten, wie sie euch vor Gericht zugesetzt hat.‹«
21Ein starker Bote nahm einen Stein, groß wie ein Mühlstein, schleuderte ihn ins Meer und sagte: »Babylon, große Stadt, so wirst du mit Gewalt geworfen werden und nicht mehr zu finden sein!

Ein Traum ist es, aber ein drastischer: Der Untergang Babylons, gemeint ist das imperiale Zentrum Rom und mit ihm das ganze Machtgefüge, und das Ende des Überreichtums seiner Mächtigen und der Großkaufleute wird beschrieben. Erkauft durch Ausbeutung der Provinzen und ihrer Menschen, durch Unterdrückung und Sklaverei.
Bis in Details wird der ausufernde Handel mit allem und der Profit aus allem als Grundübel identifiziert.
Zu ihrer Fracht gehörten auch – wie es unverblümt und entlarvend heißt: Leiber und Seelen von Menschen.
Die Offenbarung des Johannes gehört zur apokalyptischen Literatur: Was heißt, sie will den Schleier wegreißen und offenlegen, wie es auf dieser Erde wirklich aussieht, unter welchen Bedingungen Menschen leben müssen… Dies ist biblisch ein Moment an dem, was sie Offenbarung Gottes nennt, den sie als solidarisch-befreienden Gott in der Geschichte von Menschen gegen die Götzen des Geldes bekennt.
Dieses subversive Bild von den schreienden, weinenden, trauernden Großkaufleuten ist enthüllende Kritik, Ansage und Anstoß bis hier und heute. Johannes trifft den Nerv der Dinge: Die Ökonomie und die Verwerfungen, die sie reproduziert.
Es geht nicht einfach nur darum, von einem einmaligen Untergang Roms zu träumen, sondern die Perfektion von Macht im Gefüge von Ökonomie, Politik und Ideologie offenzulegen und sie anzugreifen. Es geht um den Sturz der Metropole als Sitz von Geld und Macht – bis hier und heute. Und, um im Bild zu bleiben: Menschen zu ermutigen, sich nicht dem Ausverkauf von Leibern und Seelen zu fügen. Sich nicht dem Spiel der Angst zu ergeben.
Wahrheit ist für biblisches Denken nicht etwas, was gewusst wird, sondern etwas, was getan wird, etwas, was geschieht. Es geht um das Sein und Nicht-Sein des Menschen. Und das entscheidet sich immer auch an ganz konkreten Fragen…

Statement von Denise Chervet:

Arnold Leopold, fut un pionnier de la pensée écologique. Dejà au début du 20ème siècle, il était conscient du danger de l'hyperexploitation de la terre et appelait à ne plus la considérer comme une marchandise, mais comme une communauté qu’il faut appréhender par le prisme de l’observation et de la perception, et qui doit être traitée avec respect. Il écrivit notamment qu'il faudrait cesser de voir le monde à travers la lorgnette des intérets immédiats de sa propre espèce pour tenter de le voir à partir des intérêts à long terme de l'ensemble des vivants , en étant conscients que chaque être vivant individuel se trouve dans un réseau d'interdépendance dont il n'est pas conscient mais qui conditionne son existence.

Pour cette raison toutes les interventions sur la nature doivent être prudentes, car elles peuvent avoir des conséquences terribles à long terme.
Die Biodiversitätinitiative will die Politiker dazu zwingen, langfristiger zu denken und die verschiedenen gegenseitigen Abhängigkeiten der Lebewesen zu berücksichtigen. Aus diesem Grund unterstütze ich die Initiative.

Deux réflexions sur l'intitiative sur la biodiversité.
La première concerne les tentatives de nier la crise de la biodiversité.. C'est l'écologie superficielle ou apparente dont parle le pape François dans son encyclique Laudato si» Ich zitiere Papst François der von einer oberflächlichen oder scheinbaren Ökologie spricht, « die eine gewisse Lockerheit und eine fröhliche Verantwortungslosigkeit fördert ..... , die es erlaubt, zu denken, dass das, was geschieht, nicht sicher ist « (Laudato si, Nr. 59).
Das ist genau was der Bauernverband macht, wenn er eine Studie im Auftrag gibt dessen Schlussforgerung bezüglich der Krise der Biodiversität ist, dass  Die Gesamtbilanz positiv sei. Solche Aussagen haben Kritiken von diversen WissenschaflerIInnen geerntet und errninern an Studien im Auftrag der Tabakindustrie, die die Gefahren des Tabaks jahrelang verharmlost haben.

Ich möchte noch einen 2. Aspekt der Intiative ansprechen und das ist die Gefahr dieser Intitiative.
L'espèce humaine a par certains de ses choix politiques déclarer la guerre à la nature.
Dans cette guerre les artisans de paix ne le seront qu'à condition de viser des changements structurels profonds, de sortir de l'anthropoocentrisme déviant, décrit dans l'encyclique Laudato Si.en remplaçant le rapport d'appropriation du vivant par un rapport d'intendance. Es ist geht dabei das Verhältnis der Aneignung von Leben durch ein Verhältnis der Verwaltung des Lebens zu ersetzen.Cela a des implications individuelles - choix de la sobritété, limiter la consommation de viande, recycler, et collectives, comme par exemple la défense de zone encore potentiellement sauvages contre la prédation des industries, de la chimie et des marchands, comme le demande l'initiative sur la biodiversité. Die Intitiative wird ihre positive Effekt nur voll entfalten, wenn wir Aneignung durch verwaltung des Lebens ersetzen. Das heisst individuelles Verhalten zu ändern – Wahl einer gewissen Nüchtenheit – aber auch kollektive Verhalten und Strukturen zu ändern ... und weitmehr als was die Intiative fordert. So zum Beispiel ist eine ökologische Intensivierung nötig die wieder mehr menschliche Arbeit in die Landwirtschaft bringt, mit zum Beispiel mehr kleinere Parzellen, die nicht maschinell und expentiv bearbeitet werden. Individuelle und kollektive Umwandlung ist nötig. Das alles kostet. Sind wir bereit diesen Preis zu zahlen, um die Zukunft unserer Erde und unserer Kinder eine Chance zu geben ? Wenn wir nicht bereit sind, dann droht ein ja zur Intitative die Gefährdung der Biodiversität einfach ins Ausland auszugelagern.

Die Intiative zur Biodiversität ist wichtig, aber noch wichtiger ist die ökologie als globales Projekt zu betrachten und zu leben.
Donc j'appelle à voter oui à l'initiative et réfléchir en terme de protection de la terre entière et non pas seulement de notre bout de jardin suisse.

Pour terminer j'aimerais. avec St François d'Assise: "Loué sois-tu Seigneur avec toutes tes créatures!"

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