Einzelpersonen und Menschen aus Basisgruppen trafen sich Anfang September zur Initiative «Casa comun 2022» im Stadtkloster Karlsruhe: Es war Ort der Begegnung, des Hörens, des Lernens und des Gebets. (Foto: P. Bernd)

Leben ist nicht verhandelbar

DAS ZEUGNIS EINER MUNDURUKU BEWEGT ZUM NACHDENKEN ÜBER KIRCHE

(pb) Es war eine spannende Woche, die ökumenische Basisgruppen aus Deutschland und der Schweiz mit Menschen aus aller Welt zur Initiative Casa Comun 2022 Anfang September in Karlsruhe zusammenbrachte. Sie begleitete kritisch die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Und dies mit einem vielgestaltigen und spannenden Programm zu „Weltthemen“ wie Klima, Krieg und Frieden, Migration, Feminismus, Heilung und Befreiung, Globalisierung und Spaltung der Gesellschaften.

Dazu gab es Podien, Workshops, Bibelarbeiten, Gebete, Ausstellungen, Musik etc.

Wenn über das „Ende der Demokratie“ diskutiert wird, wird man gerade als Schweizer:in hellhörig. Und diverse Stichworte aus leidenschaftlich vorgebachten Statements machen nachdenklich: Ausserkraftsetzung des Rechts, Polizeigesetze, Entrechtung von Geflüchteten, „Demarkationslinien“, die global und innergesellschaftlich gezogen werden, waren wichtige Stichworte. Demokratie neu denken, würde bedeuten, sie nicht formalistisch zu behaupten, sondern inhaltlich zu fundieren: Für alle, die da sind, Bildung zu gewährleisten, den Zugang zum Recht zu etablieren. Dies sowie das Leben überhaupt müssen sozial „gesichert“ und Menschenrechte strukturell durchsetzbar sein.

Beeindruckt hat auf einem Podium Alessandra Munduruku Korap, Aktivistin aus dem indigenen Volk der Munduruku, die mit Frauen gegen Staudammprojekte und die Abholzung des Regenwaldes kämpft, die von globalen Unternehmen betrieben werden. Sie spricht vom Widerstand und sagt: „Wir machen es immer mit allen.“ Mit den Kindern, den Jugendlichen, schwangeren Frauen, den Schamanen, den Alten, den Häuptlingen: Es ist das Volk als Kollektiv, das kämpft.

An die Adresse der Konzerne gerichtet, ringt sie leidenschaftlich um das Leben: „Sie wollen mit uns verhandeln und wollen, dass wir aus Teilen unseres Landes ein Geschäft machen… Wir Frauen sagen: Wir verhandeln unser Land nicht. Wir verhandeln nicht die Zukunft unserer Kinder. Wir verhandeln nicht die Zukunft unseres Volkes. Wir verhandeln nicht unser Leben. Aber wir nehmen es selbst in die Hand, um in unserem Territorium so zu leben, wie wir es wollen. Dafür brauchen wir diese Unternehmen nicht.“

Eine starke Spiritualität der Konfliktualität: Wir verhandeln unser Leben nicht! Es ist spannend, von hier aus den Standpunkt als Einzelne:r oder als Gemeinschaft zu überdenken. Kirche begann biblisch als Bewegung mit einer Gottesrede, die zusammengefasst dies sagt: Das Leben ist nicht verhandelbar. Von hier aus auch Kirche vor Ort in einem Miteinander und Füreinander von ganz unterschiedlichen Menschen denken – verbunden mit einer anderen Sprache und Feiern und Initiativen des nichtverhandelbaren Lebens!

Nähere Informationen

zur Initiative Casa Comun auf folgenden Webseiten:
casa-comun-2022.de und www.itpol.de

Aufruf an die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen 2022 in Karlsruhe

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