Erwachsenen mit geringen Einkommen bleibe die Chance auf eine Weiterbildung vielfach verwehrt, schreibt Caritas Schweiz in ihrer Medienmitteilung. Das sei eine stossende Ungleichheit, denn Bildung spiele eine zentrale Rolle im Kampf gegen Armut.
In keinem anderen europäischen Land seien die Bildungschancen so ungleich verteilt wie in der Schweiz. Besserverdienende profitierten mehr als doppelt so häufig von einer Weiterbildung, die vom Arbeitgeber unterstützt werde, als Geringverdienende.
«Wir können es nicht oft genug betonen: Armut ist kein individuelles Versagen, sondern ein gesellschaftliches Problem. Das zeigt sich gerade auch im Bildungsbereich», sagt Peter Lack, Direktor von Caritas Schweiz, am letzten Dienstag an einer Medienkonferenz in Bern.
In einem neuen Positionspapier zeigt die Caritas auf, wie Armut den Zugang zu Bildung geradezu blockiert. Den betroffenen Menschen fehle Zeit und Geld für den Besuch von Kursen oder Weiterbildungen. Auch teure Kinderbetreuungsangebote und unzureichende öffentliche Finanzierungshilfen würde ihnen die Teilnahme an Qualifizierungsmassnahmen verbauen. Zudem erschwerten lückenhafte Grundkompetenzen ein lebenslanges Lernen stark.
Die regionalen Caritas-Organisationen könnten zwar die Situation einzelner Menschen verbessern, aber das strukturelle Problem nicht beheben, sagt Pierre-Alain Praz, Direktor der Caritas Waadt. Er weist in diesem Zusammenhang besonders auf die grossen Herausforderungen hin, die sich armutsbetroffenen Menschen beim Zugang zur digitalen Welt stellten. Hier seien auch Politik und Wirtschaft gefordert.
Damit Menschen in Armut eine faire Chance bekämen, brauche es zum Beispiel existenzsichernde Stipendien für Menschen mit knappem Budget oder Beiträge an die Kinderbetreuung. Auch die Unternehmen trügen hier Verantwortung, damit sich die soziale Kluft in unserer Gesellschaft nicht noch weiter vergrössere. (naz)