Darstellung von Christi Himmelfahrt eines unbekannten holländischen Malers um 1520. Foto: wikicommons

Emporgehoben in den Himmel...

Was wir am Auffahrtstag feiern

40 Tage nach der Osterzeit feiern die Christ:innen das Hochfest Christi Himmelfahrt – oder, wie man in der Schweiz sagt: Auffahrt. Nicht nur in vielen europäischen Ländern ist Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag, sondern auch in Haiti, Indonesien, Kolumbien, Madagaskar oder Namibia.

Nicole Arz

Biblische Grundlage sind die Apostelgeschichte und das Lukasevangelium, die von diesem Ereignis als sichtbaren Vorgang erzählen. Da heisst es etwa: «Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.» Oder: «Und es geschah, während er sie segnete, verliess er sie und wurde zum Himmel emporgehoben.»

Um diesen geheimnisvollen Vorgang begreifbar zu machen, gab es in früheren Zeiten in einigen katholischen Kirchen den Brauch, an diesem Tag eine Christusfigur durch das Heilig-Geist-Loch nach oben zu ziehen, damit sie langsam dem Blick der Gläubigen entschwinde. Traditionellerweise regnete es nach dem Verschwinden der Figur aus dem Gewölbehimmel Blumen, Heiligenbilder oder machmal gar brennende Flachsabfälle, um die Feuerzungen des Heiligen Geistes zu versinnbildlichen. 

An dieses liturgische Brauchtum hängte sich schnell bäuerlicher Aberglaube: Wohin die Figur beim Aufziehen zuletzt schaute, aus dieser Richtung erwartete man die heftigsten Sommergewitter.

Auch die religiöse Malerei trug zur Verbildlichung bei, so dass man auf zahlreichen Altarbildern zum Thema Jesus über den Köpfen der Menge schweben sehen kann. Auf einigen Gemälden sind gar am oberen Rand nur noch seine Füsse zu sehen.  


Himmelfahrt ist keine reale Reise

Aber: die Himmelfahrt Jesu ist keine reale Reise aufwärts in die Wolken, kein geografischer Ortswechsel. Gegen diese wörtliche Interpretation verwehrt sich die heutige Theologie. Es mag für uns seltsam klingen, wenn ausdrücklich gesagt wird, dass man sich dieses Ereignis nicht als eine Art «Raketenstart» vorzustellen hat. 

Der «Himmel» steht hier nicht für die Atmosphäre, also für den Himmel über uns, oder gar für das Weltall. Gemeint ist nicht ein geografischer Ort sondern der «Bereich» Gottes, jenseits von Zeit und Raum. So gesehen ist die Himmelfahrt eher ein Symbol der Wandlung und spirituellen Entwicklung. Die Zeit des irdischen Jesus endet hier. Er ist nun ganz bei Gott. Die Jünger konnten ihm ab diesem Moment nicht mehr als Person begegnen. 


Religiöses und profanes Brauchtum

Heutzutage reduziert sich für viele Menschen, vor allem in Deutschland, der Himmelfahrtstag auf seine Rolle als «Vater - oder Herrentag», obwohl auch dieser einen Teil seiner Wurzeln im religiösen Brauchtum hat. Offenbar gab es bereits im Mittelalter Prozessionen zu Ehren der Himmelfahrt, die in Trinkgelagen ausgeartet waren. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich regelrechte «Herrenpartien», also Männerumzuüge, die dann Anfang des 20. Jahrhunderts zum Vatertag wurden.

Seit alters her waren an diesem Tag auch Flurumgänge und Flurumritte üblich, wie sie heute beispielsweise im luzernischen Beromünster noch in festlicher Weise durchgeführt werden. Vermutlich in Anlehnung an die von Papst Leo III. im 8. Jahrhundert vor dem Himmelfahrtstag eingeführten Bittprozessionen. Oder aber auch nur auf einem alten germanischen Rechtsbrauch fussend, wonach jeder Grundeigentümer einmal im Jahr seinen Besitz umschreiten musste, um den Besitzanspruch aufrecht zu erhalten.

Was auch immer die Grundlage dieser Prozessionen und Umzüge war, schon im Mittelalter wurde an Himmelfahrt fleissig gefeiert und getrunken. Es war immer ein Tag der Lebensfreude und des Brauchtums gewesen - schon der blühenden Jahreszeit geschuldet. 

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