Rund 27 Prozent des Jahresbudgets der Katholischen Kirche Region Bern gehen in soziale Projekte. Neben den Krisenherden in aller Welt liegt der Fokus der Unterstützung auch auf Initiativen vor Ort. Gerade hat der Kleine Kirchenrat Gelder für drei Projekte gesprochen.
Partner der ersten Stunde: Der Chor der Nationen
Der Chor der Nationen Bern wurde in 2012 als Integrationsprojekt mit dem Ziel Inklusion von Menschen anderer sprachlicher und kultureller Herkunft mittels Musik gegründet. Die Katholische Kirche hat die Gründung mit CHF 24'000 Anschubfinanzierung aus dem Fonds für diakonische und pastorale Projekte ermöglicht. Aktuell zählt der Chor 103 Mitglieder. Gemeinsam ist ihnen der Wohnort irgendwo in der Region Bern. Dabei sind Mitglieder aus 37 Nationen vertreten. Aktuell haben 58 Mitglieder einen Migrationshintergrund, 45 sind Schweizer:innen ohne Migrationshintergrund. Dabei werden auch Frauen und Männer aufgenommen, die weder den Mitgliederbeitrag bezahlen noch für die Fahrkosten aufkommen können. Vor allem Asylbewerberinnen und -bewerber haben nur so die Möglichkeit, im Chor mitzusingen und teilzuhaben. In diesem Jahr sind es 21 Sänger:innen, die keinen Mitgliederbeitrag bezahlen und keine Fahrkosten (Spesenübernahme) begleichen können. Einer Person wird die Teilhabe ermöglichst, indem die Kosten fürs Kinderhüten übernommen werden.
Selbstbestimmtes Lernen: denk:mal
Der Verein «Bildung für alle» bietet eine Plattform für selbstorganisiertes und selbstbestimmtes Lernen seit 2005. Im Kollektiv engagieren sich mit viel Herzblut Sozialarbeiter und Erwachsenenbildner. Am Standort in der Berner Lorraine betreibt das Kollektiv seit 2013 das denk:mal als Raum für Bildung und Austausch für alle. Aktuell finden dort wöchentlich kostenlose Kurse in Deutsch, Berndeutsch und Französisch, Boxen, Thai Boxen und Yoga statt. Zudem werden die Räume auch als Werkstatt und Atelier genutzt. Unter der Woche können auch täglich Nahrungsmittel bezogen werden. Das denk:mal ist nicht nur Bildungsort, sondern auch ein wichtiger Treffpunkt für viele Menschen. Das niederschwellige Angebot (anonym und ohne Anmeldung) kommt insbesondere Personen zugute, die von zahlreichen anderen Angeboten ausgeschlossen sind. Das sind einerseits migrantische (auch ohne Aufenthaltsbewilligung) und marginalisierte Personen aber auch Personen mit tiefem Einkommen oder kleinem/keinem sozialen Netz.
Enttabuisierung von Intersexualität: Varia Suisse
Relativ jung ist der in 2023 gegründete Verein «Varia Suisse» mit Sitz in Bern. Das mag vielleicht daran liegen, dass der Verein auf ein lange tabuisiertes Thema aufmerksam machen möchte. Er setzt sich für den Austausch und Vernetzung von Menschen mit angeborenen körperlichen Variationen der Geschlechtsmerkmale (Intersexualität) und Fachpersonen in der Schweiz ein. Im Fokus stehen die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Enttabuisierung des Themas, die Inklusion sowie die Rechte der Betroffenen. Auch die Erarbeitung ethischer, medizinischer und rechtlicher Leitlinien soll gefördert werden. Im Vorstand sind Menschen mit Variationen der Geschlechtsmerkmale, Fachpersonen aus den Bereichen Psychologie, Ethik und Medizin vertreten. Menschen mit angeborenen körperlichen Variationen der Geschlechtsmerkmale werden häufig ausgegrenzt und marginalisiert. Manche wurden und werden medizinischen Eingriffen und Therapien unterzogen, die nicht in ihrem Interesse waren und die ihre Rechte verletzen. Der Verein will dazu beitragen, dass diese Menschen und ihre Angehörigen Zugang zu professioneller kompetenter Beratung und Unterstützung bekommen. Für 2025 ist das Varia Suisse Festival in Zürich geplant.