Musische Ausbildung von Kindern in Manaus. Eines von vielen Projekten, die von der KEM gefördert werden.

Global denken – lokal handeln

Über 30 Jahre Engagement für den Globalen Süden

Über 30 Jahre engagiert sich Doris Nienhaus für den Globalen Süden. Seit zehn Jahren ist sie ehrenamtlich in der Kommission für Entwicklungshilfe und Missionen im Ausland (KEM) der Katho­lischen Kirche Region Bern, deren Vorsitz sie derzeit innehat. Dabei wirbt sie für ein neues Verständnis von «Entwicklungshilfe» in einer globalisierten Welt und warnt vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen, mit denen Europa unmittelbar konfrontiert ist, die Bedürfnisse der Menschen in anderen Erdteilen nicht ausser Acht zu lassen.

Christian Geltinger

 

Der globale Süden war Doris Nienhaus schon immer ein Herzensanliegen. Drei Jahre war die Theologin und Sozialarbeiterin in Nicaragua, eine Erfahrung, die sie bis heute antreibt. «Wenn man einmal selbst für längere Zeit in einem Land in ­Latein­-amerika, Asien oder Afrika gelebt hat, verändert sich die Perspektive um hundertachtzig Grad. Meine zentrale Erfahrung ist, dass wir die Probleme nur gemeinsam lösen können.» Heute spricht man daher von Entwicklungszusammenarbeit, doch stellt sich auch bei dieser Bezeichnung die Frage, wer sich denn eigentlich entwickeln müsste. Zu lange bestimmte der «Norden» einseitig die Themen und Herangehensweise der ­Projekte.

«Menschen vor Ort sind Expert:innen ihres Umfelds»

Es geht darum, Ressourcen, Wissen und Kompetenzen zu ver­mitteln. Dass dieser Austausch gelingt, müssen aber alle dafür offen sein. Nach Nienhaus sind die Menschen vor Ort Expert:innen ihres Lebens und ihres Kontextes, und wir sollten lernen, uns an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen. Überspitzt formuliert: Früher hat man einen Brunnen gegraben; wenn die Pumpe kaputt war, fehlten aber die Ersatzteile oder das Knowhow für die Reparatur. Heute wird in die Berufsbildung investiert, zum Beispiel in Solartechniker:innen, damit die Pumpe nicht nur repariert, sondern sogar mit Strom betrieben werden kann.

Die Rechte aller Menschen sind unverhandelbar

Bildung ist überall auf der Welt einer der entscheidenden Faktoren von Entwicklung. Dies gelte auch für Armutsbetroffene und Benachteiligte in der Schweiz, so die Theologin. Sie arbeitete viele Jahre bei Caritas Luzern und ist heute bei der isa-Fachstelle für Migration Bern angestellt. Die Grundbedürfnisse von ­Menschen in Not sind sehr ähnlich: Essen, Wohnen, Gesundheit, Sicherheit, Identität, Bildung. «Diese Rechte aller Menschen sind unverhan­delbar, egal, wo sie leben.» Wir dürfen keinesfalls den Fehler begehen, die sozial Schwachen in unserem Land gegen diejenigen in ärmeren Ländern auszuspielen. Zudem hält sie es für problematisch, wenn aktuelle Krisenherde wie die Ukraine und der Nahe Osten sowie die Folgen des ­Klimawandels dazu führen, dass die Schweizer Behörden die Gelder der Entwicklungszusammenarbeit kürzen und in Waffen investieren. «Das wäre ein fataler Fehler, der uns irgendwann auf die Füsse fällt.»

Kirchen schaffen Bewusstsein für eine gerechtere Welt

Umso wichtiger ist es, dass die Kirchen zusätzlich zu den staatlichen Stellen aktiv werden. «Das ist alles andere als ein Tropfen auf den heissen Stein», so Doris Nienhaus. Denn die Kirchen schaffen ein Bewusstsein für eine gerechtere Welt, für Solidarität und Fairness mit den Schwächeren und helfen, Projekte anzustossen und umzusetzen.

Grosse Bereitschaftzur Hilfe

Die Bereitschaft zum Handeln ist gross. Das zeigt die Vielzahl an Gesuchen aus allen Weltregionen, die bei der KEM zur Prüfung eingehen. Durch die Geschäftsstelle der Katholischen Kirche Region Bern und die freiwillig tätigen Kommissionsmitglieder wird gewährleistet, dass der Verwaltungsaufwand relativ gering bleibt. Idealerweise steht eine Organisation hinter einem Projekt, sei dies nun ein Verein aus der Schweiz oder aus dem begünstigten Land. Gemäss Doris Nienhaus erleichtert es vieles, wenn ein Projekt auf vorhandene Strukturen aufbauen kann und nicht von einer einzelnen Person abhängig ist; das gewährleistet in der Regel eine gewisse Nachhaltigkeit. Begünstigt werden ausschliesslich Projekte, die einen Bezug zur Region Bern haben. Dadurch soll die Solidaritätsarbeit der Menschen hier und auch die Identifikation mit den jeweiligen Projekten gefördert werden. «Begegnung auf Augenhöhe in einer Welt, die wir nur als eine ganze denken können – das ist die Vision von gelungener Entwicklungszusammenarbeit der Zukunft», so die KEM-Vorsitzende.

 

Mehr zur KEM, zu ihren Zielen und den von ihr geförderten Projekten finden Sie HIER.

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