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Heute sind alle Äpfel rot

Markus Hardegger, Kirchgemeindepräsident der Pfarrei Bremgarten, über Chancen und Risiken von Gentechnologie

Markus Hardegger, Kirchgemeindepräsident der Pfarrei Bremgarten, spricht in einer zweiteiligen Vortragsreihe über Chancen und Risiken von Gentechnologie.

Christian Geltinger

 

«Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass sie kaum mehr gelbe Äpfel finden, wenn Sie in den Supermarkt gehen?» Der Verbraucher bestimme das Angebot, so Markus Hardegger. Der promovierte Biochemiker war 24 Jahre unter anderem in leitender Funktion beim Bund tätig und hat sich vor knapp zwei Jahren selbständig gemacht. Seine Beratungsfirma hat sich auf die Nachhaltigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft unter Berücksichtigung der Grünen Gentechnologie und Genscherentechnik spezialisiert. Er spricht lieber von modernen Züchtungsverfahren: «Mit Hilfe der gentechnischen Verfahren wird nichts anderes als die konventionelle Züchtung beschleunigt.»

Schnellere und nachhaltigere Effekte

Das Beispiel mit den Äpfeln zeigt sehr anschaulich, dass der Mensch schon immer in die Natur eingegriffen hat. Der Verbraucher habe die Vorstellung, ein Apfel müsse rot sein. Darauf haben die Züchter reagiert. «Anders als mit herkömmlichen Verfahren werden mit Hilfe der Gentechnologie heute viel schneller nachhaltige Effekte erzielt», so Hardegger. So wird der Aufbau gewisser Resistenzen beschleunigt und dadurch beispielsweise das Auftreten bestimmter Pilzerkrankungen bei Obstsorten verhindert. Da die genetische Information von artverwandten Sorten fast identisch ist, könne man heutzutage mit Hilfe der Genscherentechnik relativ gezielt ein Resistenzgen isolieren und in eine verwandte Erbinformation implementieren, ohne den Rest der Erbinformation zu beeinflussen.

Äusserst strenge Auflagen

Gewiss Verbände kritisieren die Gentechnik per se als Hochrisikotechnologie. Auch die Biolandwirtschaft lehnt den Eingriff in die Einheit der Zelle ab. Natürlich gibt es auch für Markus Hardegger ethische Grenzen. Jede Technologie kann missbraucht werden. Daher unterliegt die Forschung respektive die Freisetzung in der Schweiz äusserst strengen Auflagen. «Man solle nur das machen , was auch mit konventionellen Methoden möglich ist und die Nachhaltigkeit verbessert», betont Hardegger. Die Gentechnologie ist für ihn kein Mittel, um Gott zu spielen, sondern ein Hilfsmittel, das bestimmte Prozesse beschleunigt und vereinfacht. «Mit Hilfe von Gentechnologie können wir nachhaltige Sorten schaffen und den Einsatz von Pestiziden deutlich verringern.» Insofern ist die Gentechnologie für Hardegger auch eine grüne Technologie zur Unterstützung der Nachhaltigkeit.

Ethische Grenzen

Beim Thema Gentechnologie scheiden sich nach wie vor die Geister. Möglicherweise liegt es daran, dass diese Technologie für den Laien etwas schwer zu durchschauen ist. Dadurch bauen sich teilweise irrationale Ängste über unvorhersehbare Konsequenzen auf. Diesen Ängsten begegnet der Biochemiker mit der Aussage, dass Mutationen in der Natur ständig vorkommen. Gleichzeitig wird die Debatte sehr ideologisch geführt. Natürlich muss man über die ethischen Grenzen diskutieren. Dafür bietet der Vortrag von Markus Hardegger eine gute sachliche Grundlage, um zu wissen, worüber man spricht. Noch stärker gehen die Meinungen auseinander, wenn es um Gentechnik beim Menschen geht. Dazu gibt es im November einen Vortrag von Markus Hardegger im Pfarreizentrum pace e bene in Zollikofen.

 

Erbgutchirurgie - Was kann das neue gentechnische Verfahren?

Teil 1 (Pflanzen und Nahrungsmittel)

Mittwoch, 29. Oktober 2025, 20 Uhr, Johanneszentrum, Bremgarten

Teil 2 (Mensch)

Mittwoch, 26. November 2025, 20 Uhr, Franziskuszentrum pace e bene, Zollikofen

(Die Vorträge können unabhängig voneinander besucht werden.)

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