26. August, 2013 - Monika von Atzigen

Eine Bewohnerin “meines“ Altersheims ist seit einigen Tagen im Spital.

Als ihre Bezugsperson erkundige ich mich beim Spitalpflegepersonal, wie es D. geht:

„Sie ist gerade verstorben.“

Betroffenheit! - Warum?

Schlechtes Gewissen, weil ich sie diesmal nicht besucht habe?

Weil sie alleine, in der „Fremde“, ohne die stets fehlenden Liebsten gestorben ist?

Was wird uns fehlen?

Ihre eindringlichen Forderungen nach diesen und jenen Gross- und Kleinigkeiten?

Ihre Launen?

Ihre stets wiederkehrenden Wunden und die damit verbundenen Verbände, die sie regelmässig vor dem Abheilen entfernt hat?

Unsere Diskussionen über korrekte Kleidung?

 

Was macht ein Mensch aus?

Was löst seinen Tod aus?

 

Sie war nicht erwünscht und oft fehl am Platz.

Nicht gerufen und oft nur geduldet.

Von der Allgemeinheit unterstützt, von wenigen geliebt.

Nicht bei ihren Eltern aufgewachsen.

Wenig bis fast keinen Kontakt mit ihren Kindern.

Entsprach weder Idealen noch Normen.

 

Ich brachte ihr Lieblingskleid auf die Intensivstation für den Bestatter. Keine Schuhe – sie ging meist barfuss.

Ein Rollstuhl und ein Toilettentäschli nahm ich zurück – nur letzteres war ihr Eigentum.

 

Die angebrannte Kerze vom Spital zündete ich bei mir nochmal an – für sie – für mich.

Meine Gedanken sind bei ihr.

 

Ich sehe sie lächeln.

Hoffe, sie hat Sympathie und Liebe gekannt.

 

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