Bergsonntag (Andrea und Ursina Meier)

Trockene Wiesen, Enziane, Bergsonne und Kinderfragen. Mit kurzen Beinen rennt der Bub um die Hütte – hier ein Ei und da noch eins… Ich mache Feuer im Ofen, öffne die Vorhänge, hole Wasser beim Brunnen. Ostern in einer Alphütte in den Bündner Bergen. Heute also kein Gottesdienstbesuch. Ich trage den Butter hinaus, den Honig. Sorgfältig helfen mir die kleinen Hände mit den Tellern und den Löffeln. So viele Eier haben wir gefunden. Schau wie schön bunt: rot, rosa, orange. Den höchsten Feiertag im Kirchenjahr begehen wir mit Roggenbrot und Bergkäse. Die weissen Gipfel strahlen mit den Augen der Kleinen um die Wette und dann diese Frage: «Was ghör ig?» Von weit her erst und dann immer deutlicher dringt das Ostergeläut zu uns hinauf. Tiefer und ruhiger als das Gebimbel der Kuhglocken. Heute ist ein besonderer Tag. Christus ist auferstanden. Heute feiern wir das Leben.

Und nicht nur hier oben geht es mir so. Oft auch unten im Tal. Zwischen dem brummen der Autos und dem Geschwätz bei Zopf, Kaffee und Zeitung höre ich am Sonntag das Geläut der Kirchenglocken und halte einen kleinen Moment inne. Gott verschafft sich gehör in meinem Leben. Und stellt die Fragen, die leicht in den Hintergrund geraten: Was tust du da? Wie geht es dir? Wie geht es deinem Nächsten? Und: Was ist wirklich wichtig?

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