Das letzte Buch von Katharina Zimmermann

Der berührende Film über die Berner Schriftstellerin läuft zurzeit in Stadt und Kanton Bern.

Von der zudienenden Pfarrersfrau zur emanzipierten Schriftstellerin - ein berührender Film von Anne-Marie Haller über Katharina Zimmermann und ihre kreative Arbeit.

Mit fünfzig löst sich Katharina Zimmermann von ihrer traditionellen Rolle als Pfarrersfrau und Mutter einer Grossfamilie und wird Schriftstellerin. Die 1933 geborene Bernerin macht sich einen Namen mit zeitlosen Romanen wie "Die Furgge" über die Täufer im Emmental oder "Mit den Augen des Nomaden", einer Wintergeschichte geprägt von ihren 15jährigen Erfahrungen in Kalimantan. Dreissig Jahre später öffnet sie ihre Schreibwerkstatt und gewährt Einblick in ihr ungewöhnliches Leben.

Fünf Jahre hat die Berner Filmemacherin Anne-Marie Haller die Schriftstellerin während der Entstehung ihres letzten Buches mit der Kamera begleitet. In ihrem Film geht sie der Frage nach, wie es einer Frau dieser Generation gelingen konnte, ein eigenständiges und kreatives Leben aufzubauen und zeigt, wie befreiend die Kraft der Sprache wirkt. Vom Emmental in den Urwald Die junge Lehrerin bricht ihr Musikstudium ab, um ihrem Ehemann ins tiefe Emmental und danach auf Mission in den Urwald Kalimantans (Indonesien) zu folgen, wo sie ihre vier eigenen sowie fünf Pflegekinder grosszieht. Abgeschnitten von Informationen erlebt sie den blutigen Militärputsch. Sie wird wegen ihrer weissen Hautfarbe und ihrer Fremdheit angefeindet. Zurück in der Schweiz ist sie erneut die "Fremde". Doch durch das Schreiben entdeckt sie ihre eigene Stimme und geht ihren eigenen Weg.

Fremdsein, dieses Thema steht auch für ihre älteste Tochter Renate im Mittelpunkt, die ihre gesamte Kindheit in eben jenem indonesischen Urwald verbracht hat. Mit ihr geht es auf die Reise an den Ort, der diese Frauen geprägt hat. Elf Bücher hat Katharina Zimmermann erfolgreich veröffentlicht. Nun, mit achtzig schreibt sie an einer Biografie. Doch plötzlich muss sie noch einmal kämpfen, denn der Verleger will sie aufs Abschiebegleis schicken. Emanzipation einer Frauengeneration Der Film "Das letzte Buch" stellt den ungewöhnlichen und aufregenden Lebensweg der Schweizer Schriftstellerin Katharina Zimmermann in den Mittelpunkt. Er wird zum Symbol für die erstaunliche Emanzipation einer Schweizer Generation von Frauen. Eine Generation, welche mit einer Heirat ihre Selbständigkeit verlor. Ohne Zustimmung des Ehemannes durften diese Schweizerinnen weder eine Stelle antreten noch ein Bankkonto eröffnen oder Verträge abschliessen. Diese Zeit prägt unsere Gesellschaft mehr, als wir glauben: Denn das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau und Mann ist keine fünfundzwanzig Jahre alt - und bekanntlich noch lange nicht umgesetzt.

Eine Frau wie Katharina Zimmermann, die im Alter von fünfzig das emanzipierte und erfüllte Dasein als Schriftstellerin entdeckt - und auch mit über achtzig Jahren noch aus dieser Ressource schöpft - zeigt ein Frauenbild, das heute vielleicht wichtiger ist als je. Der Film wirft zudem einen anderen Blick aufs Integrationsthema. In diesem Film haben nicht Menschen aus Afrika Schwierigkeiten pünktlich zu sein oder sich richtig zu verhalten - sondern Schweizerinnen, die indonesisch denken, fühlen und handeln. Gerade durch die umgekehrten Vorzeichen führt uns die aus- und rückgewanderte Familie Zimmermann an einen schmerzhaften und hochaktuellen Punkt des Fremdseins.

In Bern läuft der ungewöhnliche Film zurzeit im Kino REX, Schwanengasse 9, 3011 Bern    www.rexbern.ch

Sonntag, 10. November, 10 Uhr, Kino Kupferschmiede, Langnau

Weitere Vorführungen in Belp, Spiez, Murten, Laupen, Meiringen, Worb

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