Während der Einweihungsfeier der Grabstätte für früh verlorene Kinder scheint die Sonne in die von Günter Frentzel gestaltete Skulptur. Foto: Enrique Munõz Garcia.

Eine Grabstätte für Engelskinder

Seit April 2009 befindet sich es auf dem Friedhof Biel- Madretsch eine Grabstätte für früh verlorene Kinder (bis zur 22. Schwangerschaftswoche). Hier finden Betroffene das ganze Jahr hindurch einen stillen Ort, an den sie mit ihrer Trauer und ihrem Schmerz hingehen können. Die Grabstätte soll Müttern, Vätern und Angehörigen helfen, ihr Leid ein wenig zu verarbeiten und sie fühlen lassen, dass sie nicht alleine sind.

Das Projekt war  ein Jahr vor der Einweihung geplant worden.  Federführend bei der Realisierung war Franziska Burgermeister-Ilnseher. Sie gelangte mit ihrem Wunsch an Baudirektor Hubert Klopfenstein  und stiess  bei ihm auf offene Ohren. Als Fachleute konnten Prof. Dr. med. Uli J. Hermann vom Spitalzentrum Biel und die damalige Sektorleiterin der Frauenklinik, Dora Suter, ins Boot geholt werden.

Der Leiter der Friedhöfe Biels, Peter Bonsack, gestaltete mit seinen Mitarbeitern den Garten rund um die Gedenkstätte. Dank grosszügiger Spenden konnte die Projektgruppe den Auftrag für eine Skulptur an Günter Frentzel aus Rüttenen SO erteilen (siehe Foto des Kunstwerkes). Es ist ein sehr berührender Moment, wenn die Abendsonne mit ihren Strahlen durch die Mitte der Skulptur die Grabstätte beleuchtet.  

Ein spezieller, schön  gestaltetet Ruheort kann einen  Friedhof als Ganzes aufwerten. Gedenkstätten für Engelskinder gibt in verschiedenen Orten im Kanton Bern. Selbstverständlich haben Betroffene auch die Möglichkeit, ihr früh verlorenes Kind in einem Einzelgrab beizusetzen zu lassen. Vom  Spitalzentrum Biel wurde  eine Broschüre geschaffen, welche auf die verschiedenen Arten der Bestattung hinweist.  Personen, die ein Kind früh verlieren, sollen mehrere Möglichkeiten haben, um würdevoll und in lieber Erinnerung Abschied zu nehmen.   Wichtig ist, dass, man über den Verlust eines ungeborenen Kindes sprechen kann und darf, wenn man dies wünscht.  Dieses Thema gehört leider immer noch zu den Tabus und deshalb ist es sinnvoll, offen darüber zu  reden. Fachleute wissen, wie bedeutsam es ist, Eltern, Grosseltern, Geschwistern und Angehörigen einen Gedenkort zu bieten, wo sie um ihr Kind trauern können.

Elisabeth Bernet schrieb in diesem Zusammenhang folgendes Gedicht: 

„Schick mir keinen Engel
der alle Dunkelheit bannt
aber einen
der mir ein Licht entzündet. 

Schick mir keinen Engel
der alle Antworten kennt
aber einen
der mit mir
die Fragen aushält

Schick mir keinen Engel
der allen Schmerz wegzaubert
aber einen
der mit mir Leiden aushält

Schick mir keinen Engel
der mich über die Schwelle trägt
aber einen
der in dunkler Stunde noch flüstert:
fürchte dich nicht.“

 

Gedenkfeier auf dem Friedhof Biel- Madretsch

Immer am ersten Sonntag im Mai und Oktober  findet um 12.00 Uhr eine ökumenische Gedenkfeier direkt bei der Grabstätte für früh verlorene Kinder statt.    Die nächste Zeremonie, gestaltet unter der Leitung von Judith Bélat, findet statt am: Sonntag, 2. Oktober 2011, um 12.00 Uhr.  

 

 

Judith Bélat, lic. theol., Spitalseelsorgerin

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