Verena Donzé, Vizepräsidentin im Berner Kantonalverband des SKF.

"Frauen brauchen in der Kirche eine starke Lobby"

Weil Frauen auch in der Kirche eine starke Lobby benötigen, engagiert sich Verena Donzé beim Schweizerischen Katholischen Frauenbund SKF. Seit zehn Jahren ist sie Vorstandsmitglied im Berner Kantonalverband und dort für das Ressort Bildung zuständig. Als Regionalvertreterin Biel/Seeland betreut sie sieben Frauengemeinschaften. An der nächsten Jahresversammlung tritt sie nun aus dem Vorstand zurück.

Was hat Sie motiviert sich im Katholischen Frauenbund zu engagieren?

Verena Donzé: Der Schweiz. Kath. Frauenbund ist eine wichtige, progressive Plattform für die Anliegen der Frauen. Mit seinen 200'000 Mitgliedern stellt der SKF eine grosse Kraft dar, welche öffentlich Stellung nimmt und das Gedankengut der Frauen zu kirchlichen und gesellschaftspolitischen Themen einbringt.

Der SKF wird nun hundertjährig. Haben sich die Themen in dieser Zeit verändert?

Der kath. Frauenbund ist auch geprägt von der Frauenbewegung mit Themen wie Frauenstimmrecht und Gleichberechtigung. Heute geht es immer noch um Gleichwertigkeit und Schutz der Frauen. Die Forschungsentwicklung bringt neue Themen wie z.B. die Präimplantationsdiagnostik zur Diskussion. Der SKF veröffentlicht Positionspapiere zu solchen neuen Fragen, um zu informieren und meinungsbildend zu wirken.

Die Offizialkirche betont immer wieder, dass sie das grosse Engagement der Frauen schätzt. Aber fühlen sie sich tatsächlich ernst genommen?

Der SKF war lange Zeit ein rotes Tuch etwa für die Bischofskonferenz. Mittlerweile hat man miteinander einen guten Umgang gefunden. Abt Martin Werlen, dem direkten Ansprechpartner ist bewusst, dass die Basisarbeit des SKF wertvoll ist. Das unentgeltliche Bildungsprogramm für Vorstands- und Teamfrauen zum Erwerb von Kompetenzen in ihrer Freiwilligenarbeit ist vielfältig und motivierend.

Wie ist Ihre Haltung zu Frauen in kirchlichen Ämtern?

Im kirchlichen Bereich bleibt das männerdominierte Amtsverständnis ein wichtiges Thema. Heute gibt es so viele hochkarätige Theologinnen, dass nicht nachvollziehbar ist, wes- halb Frauen keinen Zugang zu diesen Ämtern haben sollen. Ich finde es wichtig, dass männliche und weibliche Sichtweisen in der Kirche viel stärker verschmelzen. Dann wird sie ganzheitlich und es entsteht eine differenzierte Kirchenkultur.

Der Katholische Frauenbund meldet sich mit klaren Stellungsnahmen zu Wort. Haben Frauen einfach mehr Mut?

(lacht) Frauen haben zum Teil weniger Verlustangst, wenn sie eine deutliche Botschaft kommunizieren, während Männer sich oft an ihrem gesellschaftlichen und politischen Umfeld orientieren. Selbstverständlich gibt es auch mutige Männer! Entscheidend ist jedoch nicht das Papier, sondern die Tat. Mit dem Elisabethenwerk hat der SKF seit 54 Jahren auf internationaler Ebene zahlreiche Entwicklungsprojekte verwirklicht und Frauen ermächtigt, eigene wirtschaftliche Existenzen aufzubauen. Und mit dem Solidaritätsfonds für Mutter und Kind werden unbürokratisch Mütter unterstützt, die durch eine ungewollte Schwangerschaft in eine Notlage gelangt sind.

 Der SKF möchte eine Plattform für alle Frauen sein, nennt sich aber "katholisch", Geht das auf?

Unter dem Verbandsdach des SKF sollen tatsächlich alle Frauen Platz finden. Der Frauenbund ist eine Nische auch für kirchenferne Frauen, die sich hier willkommen und geborgen fühlen. Auch der interreligiöse Dialog wird geführt. Es ist gut, dass sich diese Plattform in der katholischen Kirche befindet, auch wenn dies für manche Frauen zugleich eine Schwelle bedeutet. Den Kirchenverantwortlichen wird zunehmend bewusst, welche wichtige, integrative Funktion der katholische Frauenbund hier einnimmt.

Heute leben in der Schweiz viele Migrantinnen. Ist die Einbindung dieser Frauen auch ein Thema beim Schweiz. Kath. Frauenbund?

Der Einbezug von Migrantinnen wird zu einer zunehmend wichtigen Zielsetzung und in Zukunft muss der SKF diese Multikulturalität noch stärker zum Ausdruck bringen. In diesem Zusammenhang ist das neue Angebot des SKF "Tandem - quer Beet" entwickelt worden: Frauengemeinschaften können sich mithilfe von sogenannten Tandem-Frauen - je eine SKF-Engagierte und eine Fachfrau für interkulturelle Vermittlung - Impulse und Ideen holen.

Was ist Ihre persönliche Bilanz des Engagements beim SKF-Kantonalverband?

Ein besonderes Anliegen war mir im Bildungsressort die Vernetzung mit andern Frauenorganisationen und -Institutionen, auch auf ökumenischer Ebene. Zwei Drittel der Veranstaltungen im aktuellen Jahresprogramm sind mittlerweile gemeinsame Anlässe. Das schafft Kontakt und Synergien. Die Begegnung mit interessanten Frauen unterschiedlicher Bereiche und die spürbare Solidarität haben mich beschenkt und bereichert. Ich konnte Vieles dazu lernen. Auch in Zukunft werde ich gerne zur SKF-FrauenBande gehören. 

Interview/ Foto: Niklaus Baschung

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