Foto: Barbara Petersen

Gemeinsam daheim in schwierigen Zeiten

Tagen und Wochen, in denen wir miteinander alleine sind.

 «Fürchte dich nicht» – Diese biblische Aufforderung kann eine Herausforderung sein. Das lernen wir in diesen Zeiten des Coronavirus. Vieles wissen wir nicht. Wir können Gefahren nicht genau abschätzen – welche sind echt, welche bleiben unwirklich?

Heute sind Informationen und Nachrichten 24 Stunden lang verfügbar, und sie haben unser Leben von einem auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt. Plötzlich sind wichtige Dinge für uns nicht mehr selbstverständlich: Einkaufen gehen, Grosskinder hüten, Freunde treffen, in einem Café einkehren, die Bibliothek besuchen oder in der Kirche feiern. Die Routine, welche uns vielleicht Halt gab, ist vielfach verschwunden. Stattdessen verbringen wir mehr Zeit mit uns und unseren Gedanken. Angst, Sorge und Furcht können in unser Leben einziehen ...

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Gleichzeitig lernen wir ein altes Wort neu kennen: Solidarität! Wir können anderen Mitmenschen Hilfe anbieten. Wir lernen Hilfe anzunehmen oder sogar danach zu fragen. Das fällt uns vielleicht schwer. Kann ich das? Darf ich das? Kaufen die Helfer auch das Richtige ein? Soll ich andere Menschen mit meinen Sorgen "belästigen"?

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In den letzten Tagen und Wochen sind Angebote entstanden, die früher unmöglich erschienen: Nachbarn, welche sich vorher kaum kannten, kaufen füreinander ein. Lehrerinnen und Lehrer regen ihre Schülerinnen und Schüler an, Briefe an ihre Grosseltern zu schreiben, da persönliche Besuche derzeit nicht mehr möglich sind. Anbieter von Telefon- und Videokonferenzen erleben einen Ansturm auf ihre Angebote. Ein 96-Jähriger interessiert sich plötzlich fürs Internet und singt beim virtuellen Gottesdienst aus voller Kehle mit. Auch das Telefonieren ist wieder "in".

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Seit Tagen macht sich auch eine rege Nachfrage nach seelsorgerischen (telefonischen) Angeboten bemerkbar. Das Bedürfnis, mit anderen zu reden, ist menschlich. Sorgen wollen und sollten geteilt werden. Reden ist gut für die Seele, die gleichfalls gesund bleiben muss. In allen Pfarreien stehen hierfür Frauen und Männer, Theologinnen und Theologen zur Verfügung. Fragen Sie in Ihrer Pfarrei oder Mission telefonisch nach. Schauen Sie auf den Webseiten oder im Pfarrblatt nach Kontakt-Informationen. Nebenbei finden Sie hier auch da und dort hilfreiche Gedanken und Impulse, die uns Zuhause mit der Welt verbinden.

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Ist Ihnen schon aufgefallen, wie unsere Grussformeln sich dieser Tage verändert haben? Mit "Bleibt gesund!" verabschieden sich heute selbst effiziente Geschäftsleute am Telefon. "Zuhause bleiben – die Welt im Herzen", empfiehlt jemand im Email. Und dort tönt es aus dem Homeoffice: "physical distancing – social connection!" In gebührendem Abstand zueinander halten wir zusammen. Zum praktischen Tipp kommt menschliche Nähe: "Hände waschen – Herzen öffnen!" So bleiben wir daheim und fragen nach Hilfe oder bieten sie selber an. Gerade weil unsere Türen im Moment nicht mehr so offen stehen dürfen, bleibt der Spruch wichtig, mit dem Zisterzienser Mönche die Menschen, die an ihre Pforte klopften, begrüssten: "Porta patet, cor magis" – Die Tür steht offen, das Herz noch mehr. 

 

Barbara Petersen, Fachmitarbeiterin Palliative Care, Alters-und Freiwilligenarbeit bei der Fachstelle Sozialarbeit FASA der Katholischen Kirche Region Bern

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