Klingende Erinnerung - Gabriella Aebersold

Die Liturgie an den Ostertagen vermag mich immer wieder in ihren Bann zu ziehen. Das Schlichte und Stille am Gründonnerstag, das Traurige an Karfreitag, das Hoffnungsvolle in der Osternacht und die pure Freude am Ostertag! Wunderschöne Formen der Gottesdienstgestaltung, geprägt durch symbolhafte Zeichen und Handlungen, welche in diesen österlichen Tagen ihren Ausdruck finden.

Vor zwei Jahren, als die Kirchenglocken am Gründonnerstag „ausgeläutet“ wurden, die Orgel ein letztes Mal erklang, hatten die Ministranten die ehrenhafte und ernsthafte Aufgabe, auch die Altarglocken „auszuläuten“ . All die schönen Klänge sollen erst in der Osternacht wieder erklingen und freudvoll das Leben bekunden.

Als nun die pflichtbewussten Ministranten heftig die Glöckchen schellen liessen, löste sich plötzlich eines der vier Glöckchen und machte einen imposanten Sprung Richtung Altar, unerreichbar für den armen Ministranten. Ihm war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben und ich werde diesen verzweifelten und hilfesuchenden Gesichtsausdruck nicht so schnell vergessen!

Wie gut es tat, als ich dem Diakon zusah, wie auch er ein Schmunzeln wegsteckte, den Priester neben sich anschubste, auf die Situation aufmerksam machte und auch über dessen Lippen ein Lächeln huschte. Nebst aller liturgischen Korrektheit darf auch das Menschliche seinen Platz einhalten.

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