Selbsthilfegruppe: Betroffene begegnen und helfen sich. Foto: zVg

Leben am Existenzminimum - selbst Hilfe finden!

Es gibt sie weltweit – Selbsthilfegruppen zu sozialen Lebensfragen, zu psychischen Themen und zu somatischen Erkrankungen. Die Bezeichnung spricht für sich: Selbsthilfegruppen sind Zusammenschlüsse von Menschen, die sich in einer ähnlichen Lebenslage befinden oder ein gleichartiges Problem haben.

Die Selbsthilfegruppe bietet einen vertrauensvollen Rahmen, in welchem sich die Gruppenmitglieder als vom selben Leiden Betroffene begegnen. Alle sind sie Erfahrungsexpertinnen und -experten. Sie fühlen sich verstanden und akzeptiert, so wie sie sind. Sie lernen möglicherweise, die Krise in ihrem Leben einzuordnen und ihr einen Sinn zu verleihen. Sie fühlen sich zugehörig zu anderen Menschen. Sie können ihre Erfahrungen und Informationen einbringen. Sie werden "gebraucht", sie haben etwas zu geben und sie erhalten von der Gruppe etwas zurück. Gleichstellung, Selbstbestimmung und Freiwilligkeit stehen im Vordergrund: Die Selbsthilfegruppe entscheidet selbst über Gruppengrösse, Häufigkeit und Ablauf der Treffen, Leitung, Spielregeln usw.

Betroffene, Angehörige, Fachleute oder alle an Selbsthilfe Interessierten können sich an eine der 19 Selbsthilfe-Kontaktstellen in der Schweiz wenden. Die Kontaktstellen geben Auskunft über aktive Gruppen, sie vermitteln in bestehende Gruppen, sie beraten Selbsthilfegruppen auf Anfrage bei Problemen und sie unterstützen eine Initiantin oder einen Initianten bei der Gründung einer neuen Selbsthilfegruppe, wie folgendes Beispiel zeigt:

"Leben am Existenzminimum" - für viele Menschen in Biel eine Realität. Auch für Marcel, der ganz real von Armut betroffen ist. Marcel weiss, dass er mit diesem Problem nicht allein dasteht. Er will seine Qualen und Ängste mit Gleichbetroffenen diskutieren und er erhofft sich dadurch emotionale Entlastung. Marcel hat sich an die Selbsthilfe-Kontaktstelle an seinem Wohnort gewandt und gemeinsam mit der Fachleiterin erste Schritte in Richtung Gruppengründung unternommen. Sorgfalt ist bei der Klärung der verschiedenen Fragen gefragt: Ist die Freiwilligkeit gegeben? Hat Marcel die Energie, als Initiant eine aktive Rolle zu übernehmen? Welche Hoffnungen und Ängste sind mit der Gruppengründung verbunden?

Vor drei Monaten hat die Kontaktstelle Marcel bei der Bekanntmachung seines Anliegens unterstützt. Die erhoffte Resonanz blieb aus und Marcel ist demotiviert. Er ist mittlerweile unsicher, ob er an einer Gruppengründung überhaupt dran bleiben will. Nicht nur, dass er mit wenig Geld auskommen muss, er hat auch gesundheitliche Probleme und leidet zunehmend unter depressiven Verstimmungen. Er wünscht sich schlicht und einfach, dass "man" ihm hilft, dass jemand etwas an seiner Situation ändert. Hier hält sich die Selbsthilfe-Kontaktstelle zurück. Marcel muss auch den nächsten Schritt aus eigenem Antrieb heraus machen. Er wird dies tun, wenn er innerlich dazu bereit ist und er Selbstverantwortung übernehmen will. Das mag morgen sein, in ein paar Wochen oder Monaten oder auch nie. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle steht im Hintergrund für die notwendige Unterstützung bereit.

Kurz vor Redaktionsschluss hat Marcel erneut Kontakt mit dem Selbsthilfezentrum aufgenommen. Er will die Gruppengründung zum Thema "Leben am Existenzminimum" mit entsprechender Hilfe definitiv angehen. 

Fabienne Hostettler


Leben am Existenzminimum

Wir suchen Menschen die mit wenig Geld auskommen müssen und interessiert sind, mit unserer Unterstützung eine Selbsthilfegruppe aufzubauen. Interessiert? Nehmen Sie mit uns Kontakt auf: Bahnhofstrasse 30, 2502 Biel / Tel. 032 323 05 55 / biel@selbsthilfe-kanton-bern.ch Selbsthilfezentrum Biel-Seeland-Berner Jura

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