Die Chorgemeinschaft Pieterlen singt unter der Leitung von Barbara Clénin.
Fotos: Niklaus Baschung

Pieterlen hat ein ökumenisches und ökologisches Zentrum

Mit einem würdigen Fest weihten die röm-kath. Kirchgemeinde Pieterlen, Lengnau, Meinisberg und die reformierte Kirchgemeinde Pieterlen-Meinisberg das neu sanierte Oekumenische Zentrum in Pieterlen ein. Der zwanzig Jahre alte Bau wurde nach ökologischen Gesichtspunkten saniert, mit einer grossen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. „Wir feiern die Sorge um unsere Umwelt und unsere Gesellschaft“, meinte Pfarrer Stephan Schmitt in seiner Predigt.

Elisabeth Kaufmann, Präsidentin der röm.-kath Kirchgemeinde Pieterlen Lengnau Meinisberg, erinnerte in ihren Begrüssungsworten an den baulichen Zustand des ökumenischen Zentrums vor der Sanierung. " Am Tag vor der Firmung vom 2. Mai 2015 mussten wir mehrere Kübel unterstellen, weil es überall von der Decke tropfte." Umso stolzer sei sie nun nach einem langen intensiven Weg, dass Pieterlen nicht nur ein ökumenisches, sondern auch ein ökologisches Zentrum habe.

Ökologische Version

Auslöser für das Bauprojekt war also ein undichtes Dach, wie Heinrich Sgier, Präsident der Baukommission erläuterte. Rund 50 notdürftig verschlossene Flickstellen wurden letztes Jahr bei einer Prüfung auf dem Dach des 1974 erbauten Zentrums festgestellt. Weitere 20 undichte Stellen wären neu zu beheben gewesen. Teile des Gebäudes hatten schon Schaden genommen. Die beiden Kirchgemeinden entschlossen sich daher für eine umfassende Sanierung und wählten, als sie sich zwischen drei vorgeschlagenen Varianten entscheiden konnten, die technisch und baulich anspruchvollste, sowie ökologische Version aus.

Herzstück dabei ist eine Solaranlage auf dem renovierten Dach, die auf 450 Quadratmetern rund 64 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefert. Dies enspricht dem Strombedarf von 20 bis 30 Häusern. Die Installation einer Wärmepumpe, die verbesserte Isolation von Fassade und Dach, das Ersetzen undichter Fenster führen dazu, dass das Zentrum heute sogar Minergiestandard erreicht.

Vorzeigeprojekt

Rund zehn Prozent der Stromproduktion wird selbst benötigt, der Haupteil wird ins Netz gespiesen und führt in Zukunft zu Einnahmen, deren Grössenordnung zurzeit noch abgeklärt wird. Die zahlreichen Gäste aus Kirche und Politik konnten in drei Führungen die Photovoltaik- Anlage und die Wäme-Pumpe-Heizung kennenlernen oder informierten sich durch einen eindrücklichen Videofilm über die zahlreichen Bauphasen, die aus einem Sanierungsfall ein beispielhaftes Vorzeigeprojekt auch für andere Kirchgemeinden machten.

Lächeln in einer verrückten Zeit

Im Zentrum stand der oekumenische Festgottesdienst, welcher von der Chorgemeinschaft Pieterlen (mit Mitgliedern mehrerer Chöre) und dem Organisten Roland Jeanneret feierlich begleitet wurden. In verschiedenen Aussagen der beiden Pfarrer Andri Kober (ref.) und Stephan Schmitt (röm.-kath.) aber auch in Grussadressen von Behördenmitgliedern wurde während und nach dem Gottesdienst thematisiert, dass es nicht selbstverständlich ist, wenn so viele Finanzen für ein Bauwerk aufgebracht werden, während anderswo Not gelitten wird und viele Menschen auf der Flucht sind.

Gerechtfertigt sind solche Ausgaben, wenn der Bau gemeinschaftsfördernd ist und eine entsprechend solidarische Ausstrahlung hat. Oder wie es Adri Kober ausdrückte: "Das Lächeln benötigen wir in dieser verrückten Zeit." Stephan Schmitt seinerseits thematisierte in der Predigt die kürzlich veröffentliche Umweltenzyklika von Papst Franziskus, insbesonders zum Zusammenhang von Umweltbelastung und weltweiten sozialen Ungerechtigkeiten. Wenn im Schöpfungsbericht der Mensch als Herrscher über die Natur bezeichnet werde, dann gehe vor allem darum, dass er in der Verantwortung für die Schöpfung stehe.

Das Fest klang mit einem Apéro riche aus, musikalisch beschwingt umrahmt von der Musikgesellsschaft Pieterlen.

Niklaus Baschung

 

 

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