Pionierin der katholischen Sozialarbeit

Heidi Gränicher Jeannerat (5. Oktober 1945 – 13. Januar 2021)

Am 13. Januar 2021 ist Heidi Gränicher Jeannerat gestorben. Sie war eine Pionierin der Sozialarbeit in der Katholischen Kirche Bern, eine beherzte Frau, die in mancherlei Hinsicht Pionierfunktion übernommen hat.

Als "Mutter der FASA", so hat sie Kurt Dreher bezeichnet, der damalige Leiter der Fachstelle für Sozialarbeit der Katholischen Kirche Region Bern, als Heidi Gränicher Jeannerat in die Pensionierung verabschiedet wurde. Sie war zu diesem Zeitpunkt seine Stellvertreterin. Dass ihr die Bezeichnung "Mutter" zuteil wurde, hatte eine lange Vorgeschichte.

Ab 1969 hatte die berufliche Sozialarbeit im Dekanat Bern einen eigenständigen Platz erlangt; es wurden entsprechend ausgebildete Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter angestellt. Heidi war von der ersten Stunde an bis zu ihrer Pensionierung dabei, unterbrochen einzig von ihrer Mutterschaftsphase. Sozialarbeiterin war sie mit Leidenschaft und es hätte wohl keine andere Institution besser zu ihren Überzeugungen gepasst als die Kirche. Bei mancherlei Kritik an der Institution blieb die Vision der solidarischen Gemeinschaft für sie tragend.

Als die Anfrage für die Einsitznahme in das Leitungsgremium der Kirche Bern, den Dekanatsvorstand, an sie herangetragen wurde, stellte sich Heidi mutig dieser Aufgabe - als erste Sozialarbeiterin. Zuständig für das Ressort Diakonie fiel ihr die Vertretung in der konzeptionellen Überarbeitung der Sozialarbeit im Dekanat zu. Das neue Modell "FASA" nahm Konturen an - und löste so manchen Widerstand aus. Es galt, die anvisierten Veränderungen zu vertreten. Heidi zeigte Standfestigkeit und Geduld. Als dann die FASA 2001 aus der Taufe gehoben wurde, hatte sie wahrlich Herkulesarbeit geleistet. Was Wunder, dass sie auch Ja sagte, als später die Leitung der FASA an der Mittelstrasse in Bern Verstärkung brauchte.

In dieser Funktion hiess dies wieder, sich mit Aufbauarbeit und Konzepten zu befassen. "Papiere zu erstellen" war nicht ihr innerstes Anliegen, es gehörte einfach dazu. Viel wichtiger war ihr der direkte Kontakt: mit Klienten und Klientinnen, mit den Kolleginnen und Kollegen, mit Kommissionsmitgliedern. Sie liebte das Gespräch und sie liebte die Menschen. Heidi, die in ihrem eigenen Leben viel Schweres durchgemacht hatte, lieh anderen gerne ein verständnisvolles, offenes Ohr für Sorgen und Anliegen. Dass diese Bereitschaft von Hilfesuchenden ausgenützt werden könnte, betrübte sie nicht. "Lieber einmal angeschwindelt werden, als einem Klienten Unrecht tun", das war ihr Wahlspruch.

Das sind mütterliche Eigenschaften. Heidi bewies sich in der Tat als Mutter der FASA und genauso als Mutter Courage, die sich ihr Berufsleben lang ihren Schwung, ihr Engagement, ihre Ausdauer und vor allem ihre ungebrochene Zuneigung den Menschen gegenüber bewahrt hat.

Valeria Walpen und Toni Häfliger (ehemalige Arbeitskollegen)

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