Selbst-Gespräche (Sylvia Rui)

Kürzlich grüsste ich im Vorbeifahren auf dem Velo einen Bekannten, der offensichtlich tief in ein Gespräch verwickelt war -  allein, es fehlte das Gegenüber. Da sah ich, er hatte einen Stöpsel im Ohr - also, ein Natelanhänger…

Mein Blick schweifte weiter zu den anderen Fussgängern auf der Strasse, zu den Wartenden an der Haltestelle, zu den Sitzenden auf den Bänken…. Es wurden haufenweise derartige „Selbst-Gespräche“ geführt.

Beim Weiterradeln begleiteten mich diese Bilder und Fragen tauchten auf:  Was hat es eigentlich damit auf sich – mit diesen Selbstgesprächen – mit den echten Selbstgesprächen? Mit wem rede ich eigentlich, wenn ich wirklich ein Selbstgespräch führe?

Bin ich mir dann meinem Verstand ein Gegenüber?

Oder tauche ich in eine Art Frage – Antwortspiel hinein mit einer tieferen Schicht in mir?

Und wer antwortet mir dann aus der tieferen Schicht?

Mein Selbst?  - Und wie höre ich hin?

Lausche ich auf eine innere Stimme, die vielleicht ganz fein und unfassbar ist? Manchmal auch gar nicht kommt – und dann unvermittelt, unangekündigt auftaucht?

Dieses spezielle Lauschen, nach „innen hören“, braucht meine Aufmerksamkeit, einen Augen-Blick nach innen. Man nennt es auch „Innehalten“. Dann kann ich eine Antwort hören, oder eher spüren.

(Ob ich aber immer empfänglich dafür bin, steht auf einem anderen Blatt.)

Sind diese Selbst-Gespräche nicht auch eine Art Gebet? Ist Gott nicht am ehesten im Selbst zu finden?

Schön, wenn ich auch häufig in so einer Ohrstöpsel - Kommunikation mit ihm stünde….

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