Die Ausstellung «Africa is not a country» in der Heiliggeistkirche will das oft einseitige Bild Europas von Afrika korrigieren.

Überraschendes Afrika

Fotoausstellung in Bern zeigt keinen Krisenkontinent, 2. bis 24. Juli

Afrika - ein Krisenkontinent? Stimmt nicht, sagt der Berner Journalist Christian Zeier. Auf seinen Reisen hat er an vielen Orten ermutigende Aufbrüche und demokratische Reformen gesehen - und Menschen mit einem ganz normalen Alltag, mit Hoffnungen und Träumen. Davon zeugt eine Fotoausstellung in der Heiliggeistkirche in Bern.

Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Die Skyline einer afrikanischen Metropole. Jugendliche in der Disco. Das sind überraschende Bilder eines Kontinents, der in Europa vor allem als Kontinent der Kriege, der Hungersnöte, der Flüchtlinge und der Despoten wahrgenommen wird. "Wir wissen wenig über Afrika. Unser Bild des Kontinents ist vor allem von den Negativmeldungen der Medien geprägt, was der grossen Vielfalt nicht gerecht wird", sagt der Journalist und Auslandreporter Christian Zeier.

Er betont, dass Afrika aus über 50 Ländern mit rund 1,3 Milliarden Einwohnenden besteht. Diese könnten teilweise unterschiedlicher kaum sein. Einige Staaten gehören zu den ärmsten der Welt, andere bieten ihrer Bevölkerung einen gewissen Wohlstand. Einige haben eine funktionierende Demokratie entwickelt, andere werden von Tyrannen beherrscht.

Aufstrebende Jugend

Der Berner Journalist hat enge persönliche Beziehungen zu Menschen in verschiedenen afrikanischen Ländern. Er leugnet Missstände und Krisen nicht. Doch er beobachtet in vielen Ländern eine aufstrebende, gut gebildete Mittelschicht. Junge Menschen, die mitbestimmen und mitgestalten wollen und sich weder mit Versprechen ihrer jeweiligen Führungen noch mit Almosen aus der so genannt entwickelten Welt abspeisen lassen wollen.

Einige dieser jungen Menschen bestreiten die Ausstellung "Africa ist not a country" mit ihren Bildern. Denn Zeier ist es gelungen, ein paar junge afrikanische Fotografinnen und Fotografen dafür zu gewinnen, ihre Bilder in der Schweiz auszustellen. "In Europa wird viel über Afrika gesprochen und geschrieben. Doch selten kommen Afrikanerinnen und Afrikaner selber zu Wort", sagt Zeier.

Als junger Journalist hatte er Kontakt zu einer Gruppe Ghanaern, die wegen eines Projektes in ihrer Heimat in der Schweiz weilten. Die Beziehungen blieben. Inzwischen hat der heute 35-Jährige mehrfach Ghana besucht, später auch andere Länder Afrikas und des Nahen Ostens. Er hat über Missstände berichtet, auch über solche, die durch Schweizer Unternehmen verursacht worden waren. Dennoch nimmt er für sich nicht in Anspruch, Afrika zu kennen. Zu unterschiedlich seien die Länder, zu gross der Kontinent und zu wenig habe er bisher von ihm gesehen. Ohnehin habe es Afrika nicht nötig, einen Europäer für sich sprechen zu lassen, meint Zeier. "In Afrika leben viele einheimische junge Journalistinnen und Journalisten."

Afrikabild hinterfragen

Etwas von der Vielfalt Afrikas will Zeier mit der Ausstellung in der Berner Heiliggeistkirche beim Bahnhof zeigen. "Vieles an dieser Ausstellung ist überraschend, wenn man nur die Berichte der Medien gewohnt ist", sagt er. Die Bilder aus verschiedenen Ecken des Kontinents zeigen ein Afrika, das überrascht. Sie hinterfragen das in der Schweiz gängige Afrikabild und bieten eine zeitgemässere, vielfältigere Perspektive auf den Kontinent.

Es ist nach 2019 bereits die zweite Ausgabe der Ausstellung. Sie lässt die Bilder für sich sprechen. Nur an der Vernissage wird Zeier eine Lesung halten. "Man kann eine Stunde lang erzählen, doch oft ist es ein Bild, das die Leute zum Nachdenken bringt", meint Zeier.

Thomas Uhland

 

Christian Zeier ist freier Journalist für grössere Zeitungen und Magazine der Schweiz und hat in den letzten Jahren zahlreiche Länder in Afrika und im Nahen Osten bereist. Der Berner ist Initiator, Mitbegründer und redaktioneller Leiter von Reflekt, dem ersten unabhängigen, investigativen Recherche-Team der Schweiz. 2020 wurde er mit dem Swiss Press Award und dem Zürcher Journalistenpreis ausgezeichnet für einen Artikel über die Verstrickung der Credit Suisse in den riesigen Kreditskandal in Moçambique, welcher die Wirtschaft des Landes ruinierte. (www.christianzeier.ch)

Ausstellung "Africa is not a country", 2. Edition: 2. bis 24. Juli 2021 in der Heiliggeistkirche Bern. Kuratiert von Christian Zeier für den Berner Verein Africa on-spot! in Zusammenarbeit mit JournAfrica!

Vernissage in der Heiliggeistkirche am 2. Juli 2021, ab 17.30 Uhr. Weitere Informationen hier.

 

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.