Vielleicht morgen Nachmittag (Andrea und Ursina Meier)

Es ist nicht hier, es ist nicht dort – es ist mitten unter euch. nach Lk 17,21

Gottes neue Welt. So nenne ich das Reich Gottes gern. Und ich mag die Vorstellung, dass sich diese neue Welt nicht fassen lässt. Sie verlockt uns mit einem guten Duft, rinnt uns aber gleichzeitig durch die Finger. Entmutigend? Warum denn? Ich habe doch die Hände gespürt, die sich mutig fassten, um eine Menschenkette zu bilden gegen den Wahnsinn der Atomtechnologie. Ich war doch dabei, als sich unsere Küche in einen warmen Ort der multikulturellen Gastfreundschaft verwandelt hat. Ich habe doch gesehen, wie kleine Frechdachse sich im Kinderzirkus zu grossartigen Löwe dressieren liessen und vor allen Augen bewiesen, was in ihnen steckt. Und bloss weil sich diese Momente nicht einsperren lassen in ein Einmachglas und verklingen wie ein Lied im Wind soll ich mich entmutigen lassen? Zählt denn nur was ausgedruckt, abgespeichert, eingeordnet, abgerechnet ist? Wenn es so nicht ist, ist es eben schwieriger. Weil ich nicht nachschlagen kann, was ich verpasst habe. Weil die neue Welt dann jeden Moment hervorbrechen, durchscheinen, zu Besuch kommen kann. Überraschend anders und vielleicht grad morgen Nachmittag.

 

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