Petrinja in Kroatien am 29. Dezember 2020. Im Epizentrum des Erdbebens mit einer Stärke von 6.4 wird Erste Hilfe geleistet (Foto: Rotes Kreuz)

Vor fünf Wochen bebte die Erde in Kroatien

Die kroatische Gemeinschaft und die Katholische Kirche Region Bern leisten Nothilfe

Eine Reihe von Erdbeben hat Kroatien Ende 2020 erschüttert und grosse Schäden angerichtet. Ante Corluka aus Köniz erlebte dies in Zagreb. Der Präsident des Missionsrates der Kroatischen Mission in Bern engagierte sich, damit die Katholische Kirche Region Bern die Nothilfe mit 10'000 Franken unterstützt.

Das Bild wurde am 29. Dezember in Petrinja in Kroatien aufgenommen. Ein Team des kroatischen Roten Kreuzes leistete erste Hilfe im Epizentrum des Erdbebens mit einer Stärke von 6.4, nachdem bereits am Tag zuvor kleinere Beben Zentralkroatien getroffen hatten. In der Stadt Petrinja und den umliegenden Dörfern wurden Tausende Gebäude zerstört oder so stark beschädigt, dass sie unbewohnbar wurden. Sieben Menschen kamen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Hunderte von Freiwilligen halfen bei der Bergung der Opfer, leisteten Erste Hilfe und errichteten Zelte. Lebensmittel, Wasser, warmer Tee, Decken und Jacken wurden an Menschen verteilt, die ihr Obdach verloren hatten. Die Hilfe wird noch lange gebraucht, denn die Schäden sind enorm. Deshalb hat der Kleine Kirchenrat der Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung im Januar einen Unterstützungsbeitrag von 10'000 Franken ans Rote Kreuz gesprochen.

15 lange Sekunden

Ante Corluka arbeitet als Sakristan in der Pfarrei St. Josef Köniz und engagiert sich in der Kroatischen Mission in Bern. Der jahrelange Präsident des Missionsrates weilte am Tag des Erdbebens selber in Zagreb, rund 50 km nördlich von Petrinja, wo das Stadtzentrum samt Krankenhaus praktisch zertrümmert wurde. Ante Corluka war bei seiner Mutter zu Besuch, die nach dem Krieg in den 90er-Jahren aus Bosnien in einen Vorort der kroatischen Hauptstadt gezogen ist. Sie sassen gerade beim Essen, als plötzlich alles durchgeschüttelt wurde. "15 Sekunden hat sich alles bewegt, der Weihnachtsbaum, der Tisch, die Lampen. Ich konnte nicht mal aufstehen", erinnert sich Ante Corluka: "Ich gerate nicht schnell in Panik", erklärt er: "Nun aber war ich total blockiert. Wir fühlten uns völlig hilflos und machtlos."

Das Erdbeben war auch in anderen Landesteilen von Kroatien sowie in den Nachbarländern Serbien, Bosnien-Herzegowina und Slowenien zu spüren. Erschütterungen wurden bis nach Italien, Österreich und Deutschland registriert. Tausende von Menschen verliessen ihre Häuser und gingen auf die Strasse. Die Angst vor Nachbeben war gross, zumal Zagreb im März schon von einem schweren Erdbeben getroffen worden war. Die Länder des vorderen Balkan werden immer wieder von schweren Erdstössen erschüttert - so ereigneten sich im Herbst 2019 mehrere Beben in Albanien.

Grosse Solidarität

Ante Corluka ist immer noch bewegt von dem, was er erlebt und gesehen hat: "Bilder von zerstörten Häusern. Auch 18 Kirchen wurden stark beschädigt. In der Stadt Sisak etwa ist der Kirchturm der Kathedrale kaputt." Beeindruckt ist der Sakristan aus Köniz jedoch besonders von der Reaktion der Menschen: "Die Solidarität war riesig. Die Leute haben sofort mit Bergungsarbeiten begonnen. Viele Freiwillige packten an und auch die Caritas. Die Menschen haben Erfahrungen aus dem Krieg in den 90er-Jahren und wussten, was zu tun ist." Ante Corluka erzählt auch besonders traurige Geschichten. Etwa von einem Musiker, der die Orgel seiner Kirche zum Schutz abdecken wollte, als vom grosse Beben gelöste Deckenteile auf ihn runterstürzten und er starb.

Für den Präsidenten des Missionsrates war sofort klar, dass die kroatische Gemeinschaft in Bern finanziell helfen könnte. Er nahm mit andern Sakristan-Kollegen Kontakt auf und mit Ruedi Heim, dem Leitenden Priester des Pastoralraums. So kam es, dass der Kleine Kirchenrat aus dem Budget für Nothilfe den erwähnten Beitrag von 10'000 Franken gesprochen hat.

Sachspenden gesucht

Gleichzeitig sammeln Pfarreien Sachspenden für die Notleidenden und den Wiederaufbau in Kroatien - die Solidarität ist gross. Besonders aktiv sind die kroatisch-stämmigen Sakristane Antun Tunic und Zlatko Pavlic der Pfarrei Guthirt und Goran Zubak von Bruder Klaus in Bern. Die Pfarrei Heiligkreuz Bremgarten sammelte ebenfalls Geld, Kleider und Esswaren. Und in St. Josef Köniz sprach der Kirchgemeinderat eine Spende von 1'000 Franken, bei Gottesdiensten wurden Kollekten für Kroatien aufgenommen und verschiedene Pfarreigruppen engagieren sich ebenso. Die Kroaten-Mission mit Pater Gojko hat bereits über 20'000 Franken gesammelt. Die Kirchgemeinde Guthirt in Ostermundigen stellt Räume als Sammelstelle für die dringend benötigten Materialspenden zur Verfügung. Die Kroatische Humanitäre Hilfsvereinigung (kroatienhilfe.ch) organisiert den Transport und die direkte Verteilung in Kroatien. Gezielt werden bestimmte Materialien von Hygieneartikel bis haltbaren Lebensmitteln entgegen genommen. Eine entsprechende Liste ist auf der Webseite der Pfarrei Guthirt zu finden, ebenso eine Telefonnummer für Kontakte und Rückfragen.

Karl Johannes Rechsteiner

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