Wertlose Halme und goldene Ballen - Elisabeth Spichiger

Satte 32 Grad zeigt mein kluges Phone an, ich spüre die flimmernde Hitze unter meinem Strohhut und dankbar geniesse ich die schattigen Abschnitte auf dem staubigen Weg der Aare entlang zwischen Altreu und Grenchen.

Ich bin zu Fuss unterwegs, allein mit meinen Gedanken, die gleich Schmetterlingen frei umherziehen. Ruhig gleitet das Wasser der Aare, ab und zu kreuzen Velofahrer meinen Weg. Die Strohernte ist in vollem Gang: maschinell werden die goldenen Ballen auf riesige Wagen gehievt und irgendwo unter ein schützendes Dach gebracht. Später werden sie kleinen und grossen Tieren als willkommene Streu in einem Stall dargeboten.

Diese Quaderballen lassen mich nicht los. Unzählige Halme, von den kostbaren Ähren getrennt, liegen in geraden Walmen auf dem Feld und warten auf die Pressmaschine, die sie zu grossen Ballen presst. Ein einzelner Strohhalm, allein ist er zu nichts nutze, aber mit vielen anderen zusammen wird er zu wertvollem Stroh. Wie oft meinen wir doch, dass unsere Arbeit, unser Reden, unser Tun nichts bringt – gleich wie wertlose Strohhalme? Plötzlich sehe ich vor meinen Augen tausende Strohhalme, täglich produziert von vielen Menschen: Zusammen gepresst ergeben sie grandiose Ballen, die mit Dankbarkeit gestreut und entgegen genommen werden.

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