Patrick Schafer, Leiter Pastoralraum Region Bern und Spitalseelsorger (Foto: Stefan Maurer)

«Wichtig ist die Partnerschaft»

Pastoralraumleiter Patrick Schafer zum neuen Organisationsreglement der Gesamtkirchgemeinde

Die Katholische Kirche Region Bern steht vor vielfältigen Herausforderungen. Am 21. November 2021 wird über ein neues Organisationsreglement abgestimmt. Pastoralraumleiter Patrick Schafer nimmt Stellung.

Im Herbst 2020 wurde in den Kirchgemeinden und Pfarreien der Region Bern über die Ideen fürs neue Organisationsreglement informiert und diskutiert. Sie waren Teil der projektgestaltenden Kerngruppe. Warum engagieren Sie sich in dieser Sache?

Patrick Schafer: Es ist für mich sehr wichtig, dass die pastorale Seite an diesem Projekt teilnehmen und mitreden kann. Dadurch wird die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der Pfarreien, Fachstellen und Missionen mit der Gesamtkirchgemeinde betont und intensiviert. Unser sogenanntes duales Systems kombiniert die staatskirchenrechtlichen Strukturen der Kirchgemeinden mit der pastoralen Seite. Dieses partnerschaftliche Unterwegssein ist unsere Stärke.

Wie zeigt sich Partnerschaft in einem Reglement?

Zum Beispiel bekommen anderssprachige Gemeinschaften ein Stimmrecht. Oder wir von der Pastoral und Seelsorge werden vermehrt in die Gremienarbeit einbezogen. Oder die Kirchenverwaltung positioniert sich noch stärker als Dienstleistungsbetrieb.

In der letzten Sitzung des Grossen Kirchenrats wurde über Leitsätze diskutiert. Was ist darunter zu verstehen?

Die Leitsätze sind der erste Schritt in Richtung unseres Organisationsreglements: Sie definieren die inhaltliche Stossrichtung und zwar noch bevor quasi ein Gesetzestext erarbeitet wird. Diesen Herbst haben wir viele Gespräche über diese Leitsätze mit Kirchgemeinderäten, anderssprachige Gemeinschaften und im Pastoralraum geführt. Ziel war es herauszufinden, ob wir in die richtige Richtung unterwegs sind. Die Rückmeldungen haben uns geholfen, den nächsten Schritt, die Formulierung des definitiven Textes, an die Hand zu nehmen.

Welche Themen sind besonders diskutiert worden?

Wir haben darüber gesprochen, was in ein Reglement gehört und was nicht. Wie und wo wollen wir Regelungen zu unseren Fachstellen aufnehmen? Können wir partizipative Ideen umsetzen, ohne mit starren Elementen und Details unsere Flexibilität und die Handlungsfreiheit zu hemmen?

Betrifft das auch das Personal?

Manche Pfarreien oder Kirchgemeinden befürchten, von der Verwaltung bevormundet zu werden. Dabei geht es bei den geplanten Neuregelungen in erster Linie darum, bei einer Anstellung oder einer Entlassung die Qualitätsstandards zu sichern und die Kirchgemeinden zu unterstützen. Auch wenn die Gesamtkirchgemeinde das Personal formell anstellt, entscheidet selbstverständlich die lokale Kirchgemeinde darüber, wen sie einstellen oder entlassen will. Auch das ist partnerschaftliches Denken.

Wie werden die Missionen einbezogen?

Etwa die Hälfte der Berner Katholik*innen haben einen Migrationshintergrund. In anderssprachigen Gemeinschaften können sie den Glauben in ihrer Sprache und Ausdrucksweise feiern. Die italienisch- und spanischsprachigen Missionen gehören administrativ zum Pastoralraum und zur Gesamtkirchgemeinde und sollen im Rahmen des neuen Organisationsreglements verstärkt in die staatskirchenrechtlichen Gremien einbezogen werden. Sie erhalten eine direkte Stimme und können demokratisch mitwirken. Dazu gehört auch eine gerechte Verteilung von personellen und finanziellen Ressourcen.

Welche Veränderungen sind sonst zu erwarten?

Wollen sich einzelne Kirchgemeinden untereinander zusammenschliessen, soll dies gefördert werden. Dazu bedarf es aber einer Volksabstimmung der fusionswilligen Kirchenbürger*innen. Mitarbeitende, welche bisher mit Kleinstpensen-Arbeitsverträgen bei verschiedenen Kirchgemeinden angestellt waren, erhalten einen einzigen Vertrag mit der Gesamtkirchgemeinde. Im Übrigen soll die Zusammenarbeit in den Bereichen Finanzen, Personal oder Liegenschaften vereinfacht werden.

Das alles sind keine üblichen Themen für einen Seelsorger. Ist das nicht eine eher trockene Materie für Sie?

Wir sprechen hier primär über Sachthemen und juristische oder organisatorische Dimensionen. Das ist ebenso spannend wie mein Seelsorgealltag. Dafür braucht es eine ebenso gute Planung und Administration. Die strukturelle Arbeit ermöglicht es, für die Menschen da zu sein. Sie legt quasi den Boden für die Seelsorge und ich bin mit vollem Herzen Seelsorger. Insgesamt zeigt sich das duale System als sehr lebendig, weil sich keine Seite über die andere stellt. Das ist Partnerschaft.

Interview: Karl Johannes Rechsteiner

www.kathbern.ch/zukunftgkg

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