Melanie Pollmeier, Präsidentin der ökumenischen Jury von Locarno auf dem roten Teppich

«Solomamma» gewinnt Preis in Locarno

Die reformierte Berner Pfarrerin Melanie Pollmeier war Präsidentin der ökumenischen Jury, die «Solomamma» auszeichnete.

 

Die Regisseurin Janicke Askevoldaus aus Norwegen gewinnt den Ökumenischen Preis der Kirchen am Locarno Film Festival. Der Preis ist mit 10’000 Franken dotiert und wird von der Evangelisch-reformierten Kirche und der Römisch-katholischen Kirche der Schweiz gestiftet.

Charles Martig

Die Ökumenische Jury zeichnet den Film «Solomamma» (Norwegen / Lettland / Litauen 2025) aus. Im Film geht es um Edith – eine Journalistin und alleinstehende Mutter – die mit den Herausforderungen des Alleinerziehens ringt. Als die Identität des Mannes bekannt wird, der ihr als Samenspender zum Kind verhalf, sucht sie ihn unter dem Vorwand auf. Sie wolle ihn über sein Unternehmen interviewen. Aus dieser Begegnung entwickelt sich allmählich eine echte Beziehung. Edith versinkt jedoch immer tiefer in Lügen, wodurch sie das fragile Leben, das sie sich aufgebaut hat, gefährdet.                                

Jury wählt Film «Solomamma» wegen wichtigen Fragen zur Lebensethik

«Solomamma wirft wichtige ethische Fragen zu Herkunft, Identität und Zugehörigkeit auf», begründet die Jury ihre Wahl. Sie schreibt dazu weiter: «Was ist das Wunder der Empfängnis und Geburt, wenn das Verständnis des Lebens in medizinisch-technischen Paradigmen gedacht wird? Was ist die Quelle und Verantwortung eines neuen Lebens und die unkontrollierbaren Folgen einer solchen Entscheidung?»

Im Fokus stehe zudem die Verantwortung einer alleinerziehenden Mutter als autonom handelndes Individuum, betont die Jury. Besonders relevant seien dabei die «Bedingungen eines unabhängigen Lebens, bei dem man dennoch mit anderen in Verbindung bleibt.» Mit dieser Wahl würdigt die Ökumenische Jury einen Film, der sich ernsthaft und tiefgründig mit grundlegenden Fragen der Lebensethik auseinandersetzt.

Besondere Erwähnung für den Schweizer Film «Le Lac»

Neben ihrem Preis vergibt die Ökumenische Jury eine lobende Erwähnung an den Film «Le Lac» (Schweiz 2025) von Fabrice Aragno. Der Film spielt auf dem Genfersee. Zur Begründung schreibt die Jury: «Le Lac zeigt uns ein Paar, das dem Umgang mit einem Verlust nicht ausweicht, sondern damit ringt. Die Trauer hat ihnen die Sprache verschlagen, aber sie erleben beieinander auch ohne Worte ein tiefes Verstehen, weil sie dem Schmerz bewusst entgegentreten. Mit ihrem Segelboot kämpfen sie mit den Elementen und stellen sich im wahrsten Sinne des Wortes dem Sturm, indem sie mitten hinein segeln. Wind und Wetter bringen sie an die Grenze zwischen Leben und Tod.»

 

Internationale Jury der kirchlichen Medienorganisationen

Die Ökumenische Jury des 78. Locarno Film Festival bestand aus: Melanie Pollmeier, Schweiz (Präsidentin); Ileana Bîrsan, Rumänien; Philippe Cabrol, Frankreich; Roland Kauffmann, Frankreich. Die Jury wird jedes Jahr neu von SIGNIS und INTERFILM zusammengestellt und besteht aus Fachleuten aus Kirche, Film, Theologie und Religionswissenschaft.

Erstmals gab es im Jahr 1973 eine Ökumenische Jury an einem internationalen Filmfestival. Locarno ist also das erste Festival, das die christlichen Filmorganisationen in einer Jury zusammenführte. Seitdem werden die Preise von SIGNIS und INTERFILM gemeinsam vergeben. 2023 feierte die Jury ihr 50. Jubiläum am Locarno Film Festival und verlieh einen Ehrenpreis an den international renommierten Regisseur István Szabó. Das Locarno Film Festival fand dieses Jahr vom 6.-16. August 2025 statt. Die Ökumenische Jury wurde vom Festival eingeladen, arbeitete jedoch unabhängig und wählte nach eigenen Kriterien. Sie begutachtete die 18 Filme im Internationalen Wettbewerb des Programms.

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.