Mit ihrer Kunst-Aktion «sterbensmutig» möchte die junge Schweizer Künstlerin Selina Lauener spielerisch auf ein gesellschaftlich tabuisiertes Thema aufmerksam machen und einen Denkanstoss geben, wie wir persönlich und als Gesellschaft zu einer positiven Kultur des Sterbens kommen können. Die Installation findet in Kooperation mit den katholischen Pfarreien Bern-West und den reformierten Kirchgemeinden Bern Bümpliz und Bethlehem statt und ist vom 20. – 23. August mitten im Herzen von Bümpliz (Haltestelle Bachmätteli) zu erleben.
Ein Sarg mitten auf einem öffentlichen Platz. Was für einen kurzen Moment verstörend erscheint, entbehrt nicht einer gewissen Skurrilität, wenn man in einem nächsten Schritt dazu eingeladen wird, Tuchfühlung mit dem Objekt aufzunehmen. Sogar eine Liegeprobe ist erlaubt. «Ich möchte dazu beitragen, dass wir als Gesellschaft mehr Kompetenzen rund ums Sterben haben», so Selina Lauener. «Das Sterben beschäftigt Menschen, schon seit es Menschen gibt. Kulte rund ums Sterben gehören wahrscheinlich zu den ältesten der Menschheitsgeschichte. In allen Kulturen entwickelten sich Riten, um einen Umgang mit dem Sterben und dem Verlust von Mitmenschen zu finden.»
Zum Denken anregen
Wie denke ich über den Tod? Wie will ich sterben? Welche Bedürfnisse haben meine liebsten Menschen? Wo fängt Selbstbestimmung an und wo endet sie? Habe ich Angst vor dem Sterben? Und wenn ja, wovor genau? Was ist nach dem Tod? Diesen Gedankenaustausch anzukurbeln, ist ein zentrales Anliegen der Aktion. Wer will, kann seine Hoffnungen, Erwartungen, Ängste niederschreiben. Eine vielschichtige Installation Nach einem sehr erfolgreichen Pilotversuch im 2024 mit hunderten berührender Gespräche zwischen den Passant:innen und den Betreuer:innen der Installation, wurde die Installation weiterentwickelt und erweitert. Vor Ort liegt ausgewähltes Informationsmaterial zum Mitnehmen bereit: Patientenverfügungen, Palliativangebote, Literatur für Kinder & Erwachsene – weil Wissen beruhigt.
Eine Kernkompetenz der Kirchen: Rahmenprogramm
Für die Seelsorgenden der Kirchen in Bern Bümpliz und Bethlehem gehört das Sterben zur «Kernkompetenz». Sie flankieren die Installation mit einem Rahmenprogram. Am Mittwoch, 20. August, findet um 18.30 Uhr in der Katholischen Kirche St. Antonius eine Abendmeditation mit dem Titel «leben, sterben, auferstehen» statt. Am Donnerstag, 21. August, spricht Martin Krattinger um 19.30 im reformierten Kirchgemeindehaus in Bümpliz «aus dem Leben eines Bestatters». Schliesslich lädt Andreas Sahli, Leiter des Friedhofes in Bümpliz, am 22. August um 17.30 zu einem geführten Friedhofspaziergang. Treffpunkt ist beim Eingang Bottigenstrasse 40.