Lebendige Bären stellte die Stadt Bern schon im 15. Jahrhundert in Gräben zur Schau. Es gab nur wenige «bärenlose» Jahre, geschuldet dem Eroberungszug Napoleons. Heute sind die Bären immer noch eine Attraktion, werden aber - um ein Vielfaches artgerechter - im Bärenpark gehalten.
Nicole Arz
Als sich Napoleon 1798 aufgemacht hatte, die Schweiz zu erobern, konnte ihm der Stadtstaat Bern weder etwas entgegensetzen noch verhindern, dass die Franzosen zwecks Vergrösserung der Schmach die städtischen Bären mit nach Paris nahmen und im Bärengraben nur ein kleines totes Bärchen zurückliessen.
Bis zu diesem Zeitpunkt war Bern über mehrere Jahrhunderte hinweg ein mächtiger Stadtstaat gewesen, zu dessen Herrschaftsgebiet zeitweise sogar der heutige Aargau und die Waadt gehörten. Der Bär im Berner Wappen war ein Symbol für diese Stärke, wurde gefürchtet und verehrt.
Seit dem 15. Jahrhundert stellte die Stadt auch echte Bären in kleinen, gemauerten Gräben zur Schau. Die erste überlieferte Nachricht von einem Bärengraben in Bern beim Käfigturm stammt aus dem Jahre 1441. Einige der ersten Tiere waren vermutlich Kriegstrophäen aus erfolgreich geschlagenen Schlachten in Oberitalien.

Der jeweilige Bärengraben wurde immer mal wieder verlegt und fand schliesslich 1857 seinen definitiven Bestimmungsort am unteren Ende der Altstadt, bei der Nydeggbrücke.
Auch nach dem Einfall der Franzosen blieb die Stadt nicht lange ohne Bären. Bereits 12 Jahre später war im Bärengraben mit zwei Jungtieren, ein Geschenk aus der Waadt, wieder Leben eingezogen.
Mit dem allmählich erwachenden Bewusstsein für artgerechte Tierhaltung geriet der Bärengraben national wie international zunehmend in die Kritik. Da ein Bern ohne Bären nicht in Frage kam, entwarf die Stadt schliesslich im Jahr 2001 ersten Pläne für einen Park am Aareufer.

Einweihung des Bärenparks im Oktober 2009
Kurz vor der Eröffnung geriet der Bärenpark in die Schlagzeilen, weil die tatsächlichen Baukosten von etwa 24 Millionen Schweizer Franken das ursprüngliche von 9,7 und später auf 14,5 Millionen Schweizer Franken korrigierte Budget erheblich überstieg. Eine vom Berner Gemeinderat eingeleitete Untersuchung ergab, dass die Mehrkosten im Zusammenhang mit dem instabilen Aarehang entstanden waren.
Für die Bären war mit dem Park ein grosses Freigehege geschaffen worden mit Wassergraben, Schlafhöhlen und artgerechten Fütterunsplätzen. Der alte Bärengraben, der im Bundesinventar für Kulturgüter von nationaler Bedeutung eingetragen ist, war durch unterirdische Gänge immer noch für die Bären zugänglich.

Beobachten kann man die Bären von allen Seiten des Parks und vor allem auch von erhöhter Lage, sofern man sich während den touristischen Dichtezeiten einen Platz zuvorderst an der Mauer erkämpfen kann.
Das kleine tote Bärchen übrigens, das die Franzosen seinerzeit im Bärengraben liegengelassen hatten, ist – sorgfältig ausgestopft – im Historischen Museum der Stadt zu besichtigen. Es erinnert an den Untergang des alten Bern und die glorreiche Zeit davor. Den Bären, soviel ist sicher, wird die heutige Zeit lieber sein.
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