Der Bär als Wappentier hat einen hohen Symbolwert und grosse Bedeutung für die kulturelle Identität im gesamten Kanton. Hat die Stadt ihm gar ihren Namen zu verdanken?
Nicole Arz
Besonders aus der Hauptstadt ist der Bär nicht wegzudenken: als Namensgeber für Plätze und Häuser, als zentrale Maskenfigur an der Fastnacht, als Maskottchen und letztlich auch als lebendes Tier im Bärenpark. Ohne Bär geht in Bern eigentlich nichts.
Bern oder Bär – was gab es zuerst?
Dass der Name «Bern» eng mit dem Wappentier verknüpft ist, liegt auf der Hand. Verdankt die Stadt gar ihren Namen einem Bären? Die Legende zur Stadtgründung erzählt genau das. Berthold von Zähringen, so heisst es, habe im 12. Jahrhundert in den Wäldern der Aareschlaufe einen Bären erlegt. In Anlehnung an das erlegte Tier habe er die neu gegründete Stadt «Bern» genannt und den Bären zum Wappentier erhoben.

Um vieles belegbarer als diese schöne Geschichte ist die Annahme, dass die Namensgebung auf die Kelten zurückgeht. Man fand auf dem Gebiet der Engehalbinsel Überreste keltischer und römischer Siedlungen. Das keltische Wort «Berna» bedeutet «Kluft» oder «Schlitz», was die geografischen Gegebenheiten vor Ort gut beschreibt. Die Helvetier nannten die Engehalbinsel denn auch «Brenodor», die später siedelnden Römer «Brenodurum». Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass sich hieraus der Name «Bern» ergeben hat.
Der Bär muss sich dann kurz nach der Stadtgründung hinzugesellt haben. So zeigen offizielle Siegel der Stadt und Münzen aus dem frühen 13. Jahrhundert bereits das Bärenmotiv.
Der Weg zum heutigen Wappen
In den ältesten Beschreibungen des Berner Wappen ist noch die Rede von einem schwarzen Bären auf silbernem Grund. Das Banner der Stadt war zu dieser Zeit schwarz. Eine rote Hälfte kam ab dem 14. Jahrhundert dazu und sollte das vergossene Blut bei der verloren gegangenen Schlosshalden-Schlacht im Jahr 1289 symbolisieren.
Kurz nach der roten Farbe ist offensichtlich auch der Bär ins Banner aufgenommen worden, denn es gibt aus dieser Zeit die ersten dementsprechenden Beschreibungen. Zunächst hatte man auch den silbernen Grund aus dem Wappen übernommen. Ansonsten sah die Fahne bereits so aus, wie wir sie heute kennen: ein silberner Rechtsschrägbalken auf rotem Grund, verziert mit einem schreitenden Bären.
Wenn in der Wappenkunde von goldener oder silberner Farbe die Rede ist, so bedeutet das in der stofflichen Umsetzung gelb und weiss. Beim Berner Wappen wechselte der silberne Hintergrund denn auch im 14. Jahrhundert in den heute bekannten goldenen. Damit sollte die Reichsfreiheit der Stadt Bern symbolisiert werden, die diese im 13. Jahrhundert erlangt hatte. Reichsfreiheit bedeutet, dass die Stadt als Institution direkt dem Kaiser unterstellt und nicht etwa Eigentum eines niedrigeren Adligen war.
Ab diesem Zeitpunkt erfuhr das Wappen Berns keine Veränderung mehr. Mit der Trennung von Stadt und Kanton 1831/32 wurde es zum Kantons- und Stadtwappen und 1944, als die Wappen der Amtsbezirke und Gemeinden des Kantons Bern festgelegt wurden, auch zum Wappen des Amtsbezirks Bern.