Nie mehr Durst

Im Neuen Testament wird Wasser das Sinnbild des neuen Lebens in Jesus Christus. In seiner Taufe steigt er hinein in die „Chaosmacht“ Wasser und taucht ganz unter – um neu geboren zu werden. Die Taufszene eröffnet eine völlig neue Perspektive: Der unheimliche, unfassbare Tod wandelt sich zu einer Quelle ewigen Lebens, es beginnt quasi eine neue Schöpfung (Mt 3. 13-17; Joh 1, 29-43). Von sich selbst, von seiner Lehre sagt Jesus: Wer von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben, vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt (Joh 4, 7-26).

 

Der Pharisäer Nikodemus grübelte über die Reden und Verheissungen Jesu und suchte diesen nachts auf, um mit ihm zu diskutieren. „Wer nicht von neuem geboren wird, kann das Reich Gottes nicht sehen“, sagt ihm Jesus, und Nikodemus kann sich so gar nicht vorstellen, wie das gehen soll – ein zweites Mal geboren werden? „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen“, antwortet ihm Jesus und zeigt hier den tiefen Sinn der Taufe auf. (Joh 3, 1-13) Vor den Menschen in Jerusalem, die unschlüssig sind, ob er denn wirklich der verheissene Messias sei, beschreibt Jesus den Geist so: „Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fliessen…“ (Joh 7, 37-52).

Und wie staunen wir jedesmal, wenn wir die Passionsgeschichte hören, über die Szene, in ein Soldat dem am Kreuz gestorbenen Jesus mit der Lanze in die Seite sticht, aus der dann Blut und Wasser heraus fliessen (Joh 19, 33-37). Sie werden von den Kirchenvätern später als Feuer des Geistes und als Wasser der Taufe verstanden. Im himmlischen Jerusalem, der von Gott geschenkten Stadt, ist ein Ort des Friedens und der Gerechtigkeit – hier ist kein Platz mehr für das Böse. Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken lassen, aus der das Wasser des Leben strömt, verheisst der Prophet (Offb 21, 6), und der Engel zeigt ihm am Schluss ein endzeitliches Bild, in dem ein kristallklarer Strom, das Wasser des Lebens, vom Thron Gottes heraus fliesst (Offb 22, 1). Die biblischen Bücher spannen den Bogen von der düsteren Chaosmacht Wasser zu Beginn der Schöpfung (Gen 1, 1-2) bis hin zur Verheissung der himmlischen Stadt, in der die Erlösten Gottes Angesicht schauen und sich am sprudelnden Wasser des Lebens freuen dürfen (Offb 22, 1-5). 

 

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