Die «7 Freuden Mariens» haben sehr viel mit ihrem Sohn zu tun, reichen aber bis zu ihrer Aufnahme in den Himmel. Foto: Pia Neuenschwander

7 Freuden Mariens

Was hat die spanische Königin Doña Letizia mit den «7 Freuden Mariens» zu tun? Sehr viel, aber keine Angst, das wird hier keine Boulevard-Geschichte.

Am Beispiel der sogenannten sieben Freuden Mariens lässt sich gut zeigen, dass bei Aufzählungen die Sieben nicht unbedingt wörtlich gilt. Vielmehr hebt der Mythos, welcher die Siebenzahl seit je begleitet, solche Aufzählungen über gewöhnliche Listen hinaus. Sie erhalten dadurch eine besondere Bedeutung.

Die spanische Königin Doña Letizia ist derzeit die wohl bekannteste Trägerin des Namens Laetizia. Auch wenn man in der auf blaues Blut spezialisierten Presse alles über ihren Werdegang, ihre Frisuren und ihre Ehe mit Felipe IV. erfährt, über die Herkunft ihres Vornamens liest man gar nichts. Kein Wunder, er ist nicht alltäglich, und vor allem verweist er nicht auf eine Heilige, deren Biografie sich leicht erzählen liesse.

Die Sache ist ein wenig komplizierter. Laetizia oder Laetitia stammt aus dem Lateinischen und bedeutet «Freude», «Fröhlichkeit». In der katholischen Kirche waren damit besondere Freuden gemeint – die sieben Freuden Mariens, 1265 erstmals beschrieben von Papst Clemens IV. in seiner Schrift «Los VII gauz da nostra dona» (dt. «Die sieben Freuden unserer lieben Frauen»). Die katholische Kirche feiert diese Freuden seit dem Mittelalter mit einem eigenen Gedenktag am 5. Juli. Diesen nahm Papst Pius X. 1906 offiziell in den römischen Kalender auf, und er ist seither Namenstag aller Frauen, die Laetizia, Tizia, Leta oder Latisha heissen. Der Gedenktag selber ist inzwischen wieder gestrichen worden.

Der Gedenktag «Sieben Freuden Mariens» lenkt den Blick auf Meilensteine im Leben der Mutter Jesu. Es sind die Verkündigung durch den Erzengel Gabriel, die anschliessende Heimsuchung bei ihrer Verwandten Elisabeth, die Geburt Jesu, die Anbetung der drei Könige, das Wiederauffinden des zwölfjährigen Jesus im Tempel, die Auferstehung Jesu sowie die Aufnahme Mariens in den Himmel.

Eine wichtige Stellung nimmt das Gedenken an die sieben Freuden Mariens bei den Orden der franziskanischen Gemeinschaft (Kapuziner, Franziskaner, Klarissinnen) ein. Das soll auf die Legende zurückgehen, wonach Franziskus seinen Brüdern nahegelegt habe, besonders die Freuden Mariens zu erwägen, «damit Christus ihnen einmal die ewigen Freuden verleihen möge». Übrigens: Zum traditionellen Habit der Kapuziner gehört ein Rosenkranz mit sieben Gesätzen, für jede der sieben Freuden Mariens eines.

Wo Freude, da auch Leid. Am 15. September, am Tag nach der Kreuzerhöhung, feiert die katholische Kirche das Gedächtnis der sieben Schmerzen Mariens. Es sind dies die Darstellung Jesu im Tempel mit der Weissagung Simeons, die Flucht nach Ägypten, der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel, die Begegnung mit Jesus auf dem Weg nach Golgota, die Kreuzigung und das Sterben Jesu, die Beweinung Christi sowie die Grablegung Christi. Die Parallelität zwischen den beiden Aufzählungen ist offensichtlich: Freuden und Schmerzen gehören zusammen und bilden ein Ganzes, was durch den Mythos der Zahl Sieben noch unterstrichen wird.

Synes Ernst

 

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