Foto: An der Kundgebung gegen Missbrauch nahmen Ende Juni gut 150 Personen teil.

Aktionsbündnis «Zeichen gegen Missbrauch» übergibt Forderungen an päpstlichen Botschafter

Nuntius Thomas Gullickson leitete Brief an Vatikan weiter

Ende Juni hat ein «Aktionsbündnis aus Theolog*innen» mit einer Kundgebung in Bern vom Vatikan Massnahmen gegen Missbrauch und Reformen gefordert. Rund 150 Menschen kamen auf dem Helvetiaplatz zusammen. Hauptrednerin war die deutsche Theologin und ehemalige Nonne Doris Wagner. Sie sprach nach der Kundgebung auch an einem Podium in der Pfarrei Bruder Klaus Bern zusammen mit Pfarrer Nicolas Betticher.


von Andreas Krummenacher


In einer Medienmitteilung schreibt das Aktionsbündnis nun, dass am 20. August «vier Vertreter*innen des Aktionsbündnis «Zeichen gegen Missbrauch» ihre Forderungen an Papst Franziskus und die Weltkirche dem Vertreter des Vatikans in der Schweiz, Nuntius Thomas E. Gullickson» übergeben konnte. 620 Menschen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich hätten bis dahin die Petition unterschrieben.

Das Aktionsbündnis stellt unter anderem diese Hauptforderungen:
• Vollumfängliche Akteneinsicht für die Opfer
• Verbindliche Vorschriften zur Meldepflicht an staatliche Justizbehörden
• Ergänzung des kirchlichen Strafrechts: Jede sexuelle Ausbeutung soll unter Strafe gestellt und konsequent geahndet werden, nicht nur die von Kindern
• Speditive Strafverfahren mit klar bestimmter Verfahrensdauer
• Einrichtung unabhängiger Beratungsstellen in allen Ländern
• Anerkennung einer menschlichen und biblisch begründeten Sexualethik
• Strukturelle Veränderungen in der römisch-katholischen Kirche, welche das Amtsverständnis, die Zulassungsbedingungen zum Priesteramt sowie die Gleichberechtigung aller Gläubigen betreffen

Kirche müsse nicht geschützt werden, so schreiben sie, sondern «die Menschen, die sich ihr anvertrauen.» Nuntius Thomas Gullickson teile das Anliegen und die Problemwahrnehmung rund um die globalen Missbrauchsfälle, heisst es in der Medienmitteilung. Allerdings liess er verlauten, dass er bei den Wegen zur Lösung teilweise andere Zugänge habe.

Der Nuntius sicherte offenbar zu, den Brief des Aktionsbündnisses mit einem persönlichen Begleitschreiben dem Substitut des Staatssekretariats per diplomatischer Post zu schicken. In der Medienmitteilung heisst es: «Dieser Weg sei seiner Einschätzung nach jener, der am ehesten Erfolg verspreche, Papst Franziskus persönlich zu erreichen.»

Ob es eine Rückmeldung oder eine Bestätigung des Erhalts des Briefes gibt, steht nicht fest. Nuntius Thomas Gullickson soll mitgeteilt haben, wenn, dann «frühestens in sechs Monaten». zu erwarten.

 

Mehr zum Thema

Bericht über die Kundgebung von Ende Juni 2019, mit der Rede von Doris Wagner

Bericht über das Podiumsgespräch von Doris Wagner mit Nicolas Betticher

Mehr zum Aktionsbündnis «Zeichen gegen Missbrauch»: www.zeichen-gegen-missbrauch.ch

 

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