Wir sind keine Alleskönner. Foto: fotolia/titipong8176734

Alleskönner?

«Alles ist möglich, du musst es nur wollen!» Ist das so? Anna von Däniken hat sich darüber Gedanken gemacht.

«Alles ist möglich, du musst es nur wollen!» Eine Aussage, die man als junger Mensch heute immer wieder hört. Eine Aussage, die mich nachdenklich macht, die bei genauerem Hinhören doch irgendwie gefährlich klingt.

Muss denn alles möglich sein? Muss ich alles können, alles erreichen? Jeder Mensch hat Träume und Wünsche, manche haben schon früh ein konkretes Ziel, manche suchen jahrelang nach dem gewissen Etwas, das ihrem Leben Sinn gibt, es bedeutsam macht.

Der Mensch ist einzigartig, begabt mit vielen unterschiedlichen Talenten. Das, was wir «Gabe» nennen, muss jeder Mensch selbst entdecken, doch bin ich überzeugt, dass jeder Mensch eine Gabe hat. Eltern, Lehrer*innen, Freund*innen, Seelsorgende – viele Menschen spielen eine zentrale Rolle, um diese Gabe zu formen, zu verfeinern und zur vollen Entfaltung zu bringen.

Die eigenen Stärken zu finden heisst auch, die eigenen Schwächen zu entdecken und zu akzeptieren. Wir sind keine Alleskönner, auf jeden Fall habe ich noch nie einen Alleskönner kennengelernt. Es ist nicht immer alles möglich. Manchmal scheitern wir, obwohl wir alles daran setzen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. «Du kannst es, wenn du es nur willst», sagt aber das Gegenteil. Man muss es ja können, weil man es ja will; bis es uns in die Verzweiflung treibt.

So wichtig es ist, sein Bestes zu geben und zu versuchen, es ist genau so wichtig, eine Grenze zu erkennen, bevor es zu spät ist und das gesamte Selbstvertrauen, das gesamte Wesen daran zerbricht. Blickt man nur etwas aufmerksam in unsere Gesellschaft, sieht man genug solcher Beispiele.

Einen Menschen in seiner Gaben-Suche zu unterstützen, ist eine der schönsten, aber auch schwierigsten Aufgaben, die ich mir vorstellen kann. Aber dabei soll man nie den Mut verlieren, auch wenn es einen Neuanfang bedeutet.

Anna von Däniken


«Wir nehmen uns die Zeit» im Überblick

 

 

 

Anna von Däniken 21, die Interlaknerin studiert Humanmedizin in Fribourg. Der Blauring ist ihr eine Lebensschule. Sie spielt Geige und Gitarre, liebt die Natur und will den Menschen helfen.

 

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