Journalistin Sarah-Maria Graber, der Einsiedler Abt Urban Federer und Bundesliga-Fussballtrainer Martin Schmidt. Foto: zvg

Anavon – Vorwärts!

Kommunikation zwischen Kirche und Jugend - Anna von Däniken berichtet über die Tagung Anavon vom 29. September in Bern

Zu «Anavon», einem «Inspirationstag», hat die Medienkommission der Schweizer Bischöfe am 29. September Jugendliche, Verantwortliche in Kirche und Seelsorge, aber auch einfach Interessierte nach Bern eingeladen. Eine Tagung zum Thema mit grossem Fokus auf der Kommunikation zwischen Kirche und Jugend

Von Anna von Däniken*, «pfarrblatt» Bern

Einige Jugendliche kamen wahrscheinlich mit hohen Erwartungen, andere fragten sich, was wohl zu erwarten sei. Wird der Anlass zu Gespräch und Reflexion anregen, zu Diskussionen führen? Ist wirklich Platz für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema, oder ist es doch wieder eher eine Kommunikation vom Ambo herab?

Lassen Sie sich überzeugen!

Nach der Begrüssung durch den Kommissionspräsidenten und Mariano Tschuor und einem Gebet von Medien- und Jugendbischof Alain de Raemy erzählten drei Podiumsteilnehmer*innen, was sie unter «Kommunikation der Hoffnung» verstehen: Bei der Journalistin Sarah-Maria Graber, dem Bundesliga-Fussballtrainer Martin Schmidt und Abt Urban Federer fallen zunächst auf, dass sich ihre Lebensweisen und Hintergründe doch ganz wesentlich unterscheiden. Eindrücklich berichteten sie über Erfahrungen mit Ängsten, Problemen und Herausforderungen im Fussballteam, im Kloster mit den Mitbrüdern oder als Mutter in einer «schwangerschafts-ängstlichen» Gesellschaft. Alle drei versuchten und versuchen, all diese Erfahrungen mithilfe von Kommunikation in Hoffnung umzuwandeln. So versteht man plötzlich, dass Glaube und Fussball tatsächlich einiges miteinander zu tun haben, dass in einer Geburt beispielsweise sehr viel Mystik liegt und dass «Hören» und in diesem Sinne «Zuhören» wohl der wichtigste Teil im Wort «Gehorsam» ist.

Hat einer dieser drei kommunikationsfreudigen Menschen ein Erfolgskonzept? Eher nicht. Aber das ist auch nicht wichtig, denn vielmehr beeindruckte, wie sich drei verschiedene Konzepte der Kommunikation widerspruchslos ergänzten.

Sie mögen sich nun fragen, wo bleibt die Kommunikation, also der Austausch an diesem Anlass, oder geht es da nur um Vorträge? Die Antwort darauf gibt einer der Workshops am Nachmittag – wo es Zeit und Raum gab für Gedanken und Gespräche. Zeitlich war es leider nur möglich, einen einzigen Workshop zu besuchen.

Die Kommunikation zwischen Jugend und Kirche ist ein ebenso komplexes wie schwieriges Thema. Nichts desto trotz haben sich Jugendbischof Alain de Raemy und Encarnación Berger-Lobato, Leiterin Kommunikation der Bischofskonferenz, in einem der Workshops auf eine Fragerunde eingelassen, an der viele junge Gesichter zu sehen waren. Mit dabei waren unter anderem auch die drei Schweizer Delegierten der Vorsynode 2018, zu der Papst Franziskus im Frühling Gläubige und Nicht-Gläubige junge Menschen aus der ganzen Welt eingeladen hat. Es ging dabei um die Vorbereitung der Jugendsynode, die eben in Rom gestartet ist.

 

Einige Themen, die an dieser Vorsynode diskutiert wurden, kamen auch in dieser Runde zur Sprache; unter anderem die Stellung der Frau in der Kirche, die Identitätskrise vieler junger Gläubiger mit der Kirche, fehlende (vor allem für Frauen) zeitgenössische Vorbilder oder Orientierungspersonen, Toleranz und Werte in der Kirche. Dann wurden Fragen gestellt, vor allem an Alain de Raemy. Allzu viel Zeit für eine wirklich breite Diskussion blieb nicht, doch konnte jede und jeder davon etwas mit nach Hause nehmen.

Zum Beispiel, dass sich die Probleme westlicher Gläubiger teils sehr stark von denen, welche Menschen aus Afrika oder Asien benennen, unterscheiden; dass Jugendbischof Alain de Raemy mit einem schweren Rucksack voller jugendlicher Erwartungen am Dienstag an die Synode der Jugend nach Rom geht, und doch schlussendlich darauf schauen müsse, was Jesus wolle; dass die Jugend sehr interessiert ist an der Kirche, sich einbringen will und an einem Wandel auch mithelfen will.

 

Dies belegten die anschliessend vorgestellten Projekte unter dem Titel «Jugend und Innovation» zahlreicher Jugendlicher aus allen Sprachregionen der Schweiz. Witzig und ideenreich, inspirierend und berührend, so ging es von einem Poetry Slam über zu den Gewinnern des Wettbewerbs «underkath», hin zu einer mutigen Gruppe Walliser, die mit ihrem Imbisswagen hungrige Mägen anlocken und zum Gespräch einladen (T’as où las foi?). Auch das «Christchindli», ein Projekt von Jan Kellenberger, war zugegen, und sie alle sind Kommunikation pur.

Die Verleihung des Katholischen Medienpreises der Schweizer Bischofkonferenz bildete einen weiteren Höhepunkt des Tages. Besondere Auszeichnung erlangte das Magazin «Melchior». Der Preis wurde schliesslich mit einer feierlichen Ansprache von Alain de Raemy Regisseur Beat Bieri für seine tiefst berührende Dokumentation «der Wildheuer» verliehen, in die wir auch einen Einblick erhielten.

Vorwärts mit der Kirche, aber wohin?

Anavon ist Rätoromanisch und heisst «vorwärts». Die Tagung zu Kommunikation und Jugend hat noch nicht allzu viel Raum für Kommunikation im Sinne von Reden und Diskutieren im breiten Publikum geboten, der Tag hat aber sehr inspiriert. Und das sollte es ja auch werden – ein Inspirationstag. Jugend und Kirche, so scheint es mir, haben in weiten Teilen verstanden, dass sie lernen müssen zu kommunizieren. Der grösste Teil davon ist in erster Linie einmal Zuhören. Hinhören. Sich inspirieren lassen (lat. Inspiratio «Beseelung», «Einhauchen»).

Anavon macht Hoffnung, ist damit ein Ort der «Kommunikation der Hoffnung».

 

Anna von Däniken (22), kommt aus Interlaken und studiert Humanmedizin an der Universität Fribourg. Die Jubla ist ihr eine Lebensschule. Sie spielt Geige und Gitarre, liebt die Natur und will den Menschen helfen.

Foto: Pia Neuenschwander

 

 

Den Tagungsbericht der Medienkommission der Schweizer Bischofskonferenz gibt es hier

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