Anton B. Zaugg (11. Oktober 1941 – 15. Juli 2020). Foto: Pia Neuenschwander

Anton B. Zaugg gestorben

«Katholisch Bern» verliert eine prägende Persönlichkeit

«Katholisch Bern» verliert eine prägende Persönlichkeit

Mit einem Schmunzeln und durchaus etwas Nostalgie erzählte Toni Zaugg bisweilen Geschichten von früher, von seiner Zeit in der Elfenau in Bern, wie er zu Fuss in den Religionsunterricht in die Dreifaltigkeitskirche musste. Der Dispens dafür wurde hart erkämpft.

Er erzählte von seiner Zeit als Ministrant, von den Gottesdiensten in der Nuntiatur, seiner Tätigkeit als Zeremoniar bei Pfarrer Flury und dem dazugehörigen «Flury-Ballett», gemeint waren die unzähligen Ministranten bei Festgottesdiensten.

In gewisser Weise war der ehemalige Präsident des Kleinen Kirchenrates der Berner Gesamtkirchgemeinde ein ganzes Leben lang für die katholische Kirche tätig. Er war von Beginn an in der Pfarrei Bruder Klaus aktiv; nach dem Ministrantendienst war er Korpsleiter von gegen 1000 «Mann» der Pfadi Windrösli.

Als Treuhänder dann verantwortete er Steuererklärungen, Rechnungslegungen und Verwaltungen zahlreicher kirchlicher und kirchennaher Organisationen. Beispielsweise während 35 Jahren auch jene des «pfarrblatt».

Er engagierte sich im Kirchenchor Bruder Klaus, 16 Jahre lang als Präsident. Zwischen 1964 und 1972 war er Kirchmeier, also Finanzverwalter der Gesamtkirchgemeinde Bern. Dessen Präsident konnte er lange Zeit nicht werden, es war offenbar katholisch nicht opportun, einen homosexuellen Menschen in die höchsten Ämter zu wählen.

2003 wurde er Mitglied im Kleinen Kirchenrat, es waren auch hier während vieler Jahre die Finanzen, die er verantwortete. Zwischen 2011 und 2016 folgte dann, endlich, das Präsidium des exekutiven Gremiums der katholischen Kirche Berns. 

Finanzen, Verwaltung – im Zentrum standen bei ihm dabei stets die Menschen. Er war darauf bedacht, Lösungen zu finden, einen Weg aufzuzeigen. Er hat nicht als erste Reaktion gesagt, dass etwas nicht geht, sondern im Gegenteil signalisiert, dass etwas möglich ist.

Marie-Louise Beyeler schrieb in einem Porträt für das «pfarrblatt» 2011, dass es für Toni Zaugg zentral sei, «dass es allen in der Gesamtkirchgemeinde Tätigen in ihrer Arbeit wohl ist, dass jede und jeder seine Talente und seine Eigenart einbringen kann. Es geht ihm darum, gemeinsam ein zeitgemässes kirchliches Leben zu gestalten.»

In die Zeit seines Präsidiums der Exekutive fällt unter anderem der Entscheid der katholischen Kirche, das Projekt «Haus der Religionen» massgeblich zu unterstützen. Die neue Innengestaltung der Dreifaltigkeitskirche ist zu nennen, der Kauf der ehemaligen Jesuiten-Villa an der Alpeneggstrasse, Heimat der Studierendenseelsorge und der «pfarrblatt»-Redaktion. Die Bedeutung ökologischer Fragen, auch in und um die Kirchen, wird bewusst.

1954 wurde die Kirche Bruder Klaus eingeweiht. Da war, laut Toni Zaugg, eine «Grundbegeisterung in der ganzen Pfarrei spürbar, ja von ganz Katholisch Bern». Diese Grundbegeisterung fehle heute, «ich vermisse sie». Diese sei weg, wegen den «Reformblockaden»; Probleme sah er im Pflichtzölibat und «dem Regierungsstil gewisser Päpste». Die Jungen hätten sich verabschiedet, «jetzt fehlt uns diese Generation weitgehend».

Gleichwohl sagte er: «Die katholische Kirche hat mir viel gegeben. Ich bin ein Berner Katholik, lebte immer in einem ungestörten ökumenischen Klima.»

Toni Zaugg überblickte «Katholisch Bern» wie kein zweiter. Er wusste über die Geschichte, die handelnden Personen und die Abläufe alles. Er kannte die Finanzen, die Möglichkeiten, die politischen Fallstricke. Gleichzeitig war er ein wohlwollender, ein überaus nachsichtiger Mensch.

Unzählige Male rief er an, fragte nach, ob beim «pfarrblatt» alles rund laufe. Konnte man einen Pfarrer, eine Angestellte, ein Ereignis nicht einordnen, keine Informationen dazu finden – ein Anruf bei Toni Zaugg gab Klarheit.

Im Interview mit dem «pfarrblatt» im Jahr 2016 sagte Toni Zaugg, dass ihm in all den Jahren «die gute Zusammenarbeit zwischen und in den Gremien von grosser Wichtigkeit» gewesen sei. «Besonders das Verhältnis zwischen Exekutive und Legislative war mir wichtig, genauso wie die Zusammenarbeit mit der Verwaltung. Jetzt kann ich sagen, das Haus ist wohlbestellt. Ich kann mit gutem Gewissen abtreten.»

Anton B. Zaugg starb am Mittwoch, 15. Juli, im Alter von 78 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit im Inselspital Bern. Er hinterlässt einen Mann und viele Freundinnen und Freunde.

Andreas Krummenacher


Die Trauerfeier
findet am Dienstag, 21. Juli, um 11.00 Uhr in der Kirche Bruder Klaus (Ostring 1a) in Bern statt.

 

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