Mir gefällt diese Perikope, weil sie so lebensnah die Sprengkraft aufzeigt, welche im Evangelium steckt und weil in ihr etwas angesprochen wird, das mich in meinem privaten Umfeld momentan stark beschäftigt: Mein Freundeskreis befindet sich nach den «Sturm-und- Drang-Jahren» jetzt in der Phase der privaten und beruflichen Etablierung.
Dieser natürliche Prozess hat neben der durchaus wohltuenden einkehrenden Ruhe auch eine Seite, die mich manchmal stutzig macht: Nachdem die sozialen Normen (und Gewohnheiten) etwas ausgelotet worden sind, werden sie nun oft unhinterfragt übernommen und als unveränderliche Regeln des «Nebeneinanderlebens » akzeptiert. Selten wird danach gefragt, was hinter diesen (in unserem Land oft sehr eng gesetzten und verbürokratisierten) Begrenzungen steht. Man (wer genau?) kann sich weder damit noch mit möglichen Alternativrouten oder gar dem Pannenstreifen (der Barmherzigkeit) beschäftigen, weil man auf der Autobahn des Lebens vorankommen will, soll oder muss. Am besten auf der Überholspur …
Die Geschichte der Ähren am Sabbat greift mir da immer wieder abrupt ins Steuer: Sie will uns zu Hinterfragenden machen, die äussere Vorgaben nicht um ihrer selbst willen befolgen, sondern auch nach dem Dahinterliegenden («Grösseren») suchen und diesem durch alle bürokratischen Verkrustungen hindurch folgen. Denn dieser Dahinterliegende ist es, der uns unsere Selbstbestimmung zutraut und damit auch ermöglicht. So, ich muss weiter. Hoffentlich bis zur nächsten Raststätte …