Ergriffen von der Schönheit und der Sinnhaftigkeit der Welt. Foto: corina ardeleanu on Unsplash

Auferstehungsglaube und heutige Erfahrungen

André Flury zum Geheimnis von Ostern. Drei Gründe, wieso er an die Auferstehung glaubt.

Vielleicht ist uns heutzutage manchmal zu wenig bewusst, wie wenig selbstverständlich schon zur Zeit Jesus seine Botschaft und der Glaube an ihn und seine Auferstehung waren.

Gemäss dem Lukasevangelium hielten selbst die Apostel die Botschaft der Frauen, dass Jesus auferstanden sei, zunächst für «leeres Geschwätz» (Lk 24,11). Gibt es für uns heute einen Zugang zu dem im Neuen Testament bezeugten Auferstehungsglauben?

Meiner Meinung nach lassen sich Erfahrungen, die wir im Leben hier und jetzt machen können, mit den biblischen Aussagen zur Auferstehung verbinden. Für mich sind es vor allem drei heutige Erfahrungen, die meinen Glauben an die Auferstehung bestärken.

Ich glaube an die Auferstehung, weil diese Welt wunderschön ist. Dante Alighieri (1265–1321), der religiösen Fragen durchaus kritisch gegenüberstand, wird der Satz zugeschrieben: «Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne in der Nacht, die Blumen am Tage und die Augen der Kinder.» Und tatsächlich: Viele Menschen kennen Momente in ihrem Leben, in denen sie zutiefst ergrifen sind von der Schönheit und der Sinnhaftigkeit dieser Welt.

Bei der glücklichen Geburt eines freudig erwarteten Kindes. In einer erfüllenden sexuellen Vereinigung. In einem einsamen Bergtal, wo die vollkommene Stille erlebt, der eigene Herzschlag wahrgenommen und auf einmal gefühlt und gewusst wird: Ich lebe, ich bin.

Solche Erfahrungen bedeuten ein Ergriffensein, das unseren Verstand übersteigt. Ein Ergriffensein vom Geschenk des Lebens. Ein Staunen darüber, dass all das ist, was ist – und nicht vielmehr nichts ist. Aus dieser Ergriffenheit heraus wächst mein Vertrauen, dass unsere Welt einen guten Ursprung hat und eine Wirklichkeit, die unsere menschlichen Vorstellungsmöglichkeiten bei weitem übersteigt – biblisch Geist Gottes genannt –, unsere Welt durchflutet und am Leben hält.

Dieser Schöpfungskraft Gottes aber traue ich es auch zu, dass sie uns einzelne Menschen wie auch die ganze Schöpfung einmal in ein neues Leben ruft, einmal von neuem erschafft.

Doch wie ist es mit den dunklen Erfahrungen in dieser Welt, den Erfahrungen des Fressens und Gefressenwerdens, des Schreckens, des Leids? Sie sind für mich der zweite Grund, warum ich an die Auferstehung glaube:

Ich glaube an die Auferstehung, weil sie eine Frage der Gerechtigkeit ist.
Dies wurde mir einmal mehr klar bei einem Mann, den ich beerdigen durfte, beerdigen musste: Er wurde gleich nach seiner Geburt verdingt, im wortwörtlichen Sinne. Die ganze Kindheit über wurde er geschlagen und ausgebeutet. Er konnte keinerlei Ausbildung machen und fiel schon in seinem jungen Leben von einem Loch ins andere. Dennoch kämpfte er ehrlich und mit allen Kräften gegen seine schrecklichen Umstände an.

Endlich, bald 40-jährig, fand er bei einem Unternehmen eine bescheidene Arbeit, die ihm Freude bereitete. Er schöpfte neue Hoffnung und Zuversicht. Doch kein halbes Jahr später wurde die Stelle gestrichen, weil die Rendite erhöht werden «musste». Einmal mehr brach die Welt für diesen Menschen zusammen. Diesmal fehlte ihm die Kraft, um weiterzuleben, er beging Suizid.

Dies ist nur eine von vielen konkreten Begegnungen mit Menschen, die mich in der Überzeugung bestärken, dass ich an eine Auferstehung der Toten glauben will: Denn wenn es einen gerechten Gott gibt, einen Gott, der ein erfülltes und glückliches Leben aller Menschen will, dann wird Gott diesen Mann bei sich aufnehmen, seine Wunden, die ihm schon in der Kindheit mit Riemen geschlagen wurden, heilen, seine Tränen trocknen, ein neues Leben schenken, das den Namen verdient.

Natürlich darf Auferstehungsglaube nie als Jenseitsvertröstung missbraucht werden. Vielmehr muss dieser Glaube ins Leben hier und jetzt hineinwirken und unser Engagement hervorrufen für eine gerechte Gesellschaft.

Und der dritte Grund? Der dritte Grund ist die Liebe. Erfahren Sie mehr auf www.glaubenssache-online.ch

André Flury

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