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Aufsteller am Telefon

Geschichten, die das Leben schrieb... Von Alex L. Maier, Wangen

Wie die meisten von uns, bin auch ich zurzeit sehr viel am Telefonieren. Vieles was ich höre, gehört in die Kategorie «Aufsteller des Tages»: Trotz der Einschränkungen und mannigfachen Sorgen höre ich von vielen Menschen, dass sie in guter Verfassung sind, dass das Einkaufen vor allem mit Hilfe der Verwandten oder der Nachbarschaft gut klappt, dass sie mit Leuten telefonieren, von denen sie schon lange nichts mehr gehört haben, dass man wieder Gesellschaftsspiele aus dem Schrank geholt hat, dass viele täglich um 07.00 die Messe mit dem Papst schauen, täglich weiterhin den Rosenkranz beten ...

Und es ergeben sich viele interessante Gespräche: Die über 90-Jährigen erzählen davon, dass die Geschichten von der Spanischen Grippe die Gesprächsrunden an den Familienfesten in den 20er und 30er Jahren geprägt haben; andere erinnern sich, dass nach der Mobilmachung die Primarschule während vier Monaten ausgefallen ist, da das Militär das Schulhaus brauchte ...

Geschichten, die das Leben geschrieben hat, Erzählungen von Notlagen und überstandenen Gefahren. Längst vergangene Erlebnisse, die plötzlich wieder präsent sind und vielleicht auch die gegenwärtige Zeit und unser heutiges Handeln beeinflussen und auch in die Ängste unserer Zeit hineinsprechen.Und dann gibt es auch theologisch, philosophisch und literarisch geprägte Diskussionen.

Von der letzten Gattung möchte ich hier zwei Gespräche aufnehmen. Ein Mann hat mir von seiner «Maturalektüre anno dazumal» erzählt – Goethe, Hermann und Dorothea – und gleich die ersten Verse auswendig aufgesagt: «Hab' ich den Markt und die Strassen doch nie so einsam gesehen!Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben! Nicht funfzig,Deucht mir, blieben zurück von allen unsern Bewohnern.»
Das Bild zu diesen Worten würde er heute sehen, wenn er aus dem Fenster schaue.

Mit einer anderen Person kam ich auf I Promessi Sposi (Die Brautleute, früher: Die Verlobten) von Alessandro Manzoni zu sprechen, vor allem auf die (lustigerweise auf Goethes Anregung (!) in der deutschen Übersetzung gestrichenen) Kapitel 31 und 32, in denen es um die Schrecken der Pest in Mailand und Bergamo im Jahr 1630 geht. Zwei Beispiele, wie man die Zeit nutzen kann, alte Bücher, Klassiker, hervorzunehmen und wieder zu lesen. Und dabei nicht zu vergessen, oft und gerne in der Bibel zu lesen und sich von Gottes Wort und seiner Aktualität ansprechen zu lassen. Online zum Beispiel durch die Tageslesungen mit dem kurzen Kommentar des Klosters Einsiedeln (www.kloster-einsiedeln.ch/gottes-wort).

Bhüet Euch Gott!

Alex L. Maier, Pfarrer Pastoralraum Oberaargau

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