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Beichte, die –

Neuanfang und eine Befreiung des Herzens. Von Sebastian Schafer

Ich muss Ihnen etwas beichten: Eigentlich war diese Kolumne nur für ein Jahr angedacht. Jetzt ist das Jahr aber schon vorüber, und nicht einen Zehntel aller Feste, nicht einen Hundertstel aller Traditionen und nur einen der 6650 Heiligen und Seligen der katholischen Kirche haben wir hier behandelt. Asche auf mein Haupt! 

Nun denn, es werden mir weitere 26 Kolumnen gewährt. Ein Neuanfang also quasi – und Neuanfänge sind dazu da, Altes hinter sich zu lassen. Zu guten Vorsätzen fürs neue Jahr gehört der Versuch, die Verfehlungen des letzten Jahres nicht mehr zu wiederholen. Die kath. Kirche kennt verschiedene Formen des Abschliessens mit schlechten Taten. Die Beichte gehört dazu. In der öffentlichen Wahrnehmung geniesst sie heute nicht mehr so grosses Ansehen – zu moralistisch und arrogant die Rolle der Kirche als Sündenvergeberin und richtende Instanz. Dabei geht es im Kern gar nicht um ein Gericht.

Am Anfang der Beichte steht die Erkenntnis der Schuld. Nur wenn ich mir einer Schuld bewusst bin, kann ich diese auch beichten. Damit eine schlechte Tat vergeben werden kann, muss sie jedoch auch ehrlich bereut werden. Contritio cordis, Zerknirschung des Herzens, heisst das in der Fachsprache (welche im Zweifelsfalle Latein ist). Nun wird die Tat gebeichtet, und es muss Genugtuung geleistet werden – dies heute meist in Form von Anstrengung, es besser zu machen, einer Entschuldigung, einer Wiedergutmachung.

Die Beichte hat zum Ziel, meine persönliche Gemeinschaft mit Gott und der Kirche wiederherzustellen. Mir bewusst zu werden, wie mein zweifelhaftes Verhalten Schaden angerichtet hat. Es geht bei der Beichte in keiner Weise um Bestrafung oder Gericht und auch nicht um Entschuldigung, sondern um einen Neuanfang – eine Befreiung des Herzens von Schuldgefühlen. Man hat «etwas auf dem Herzen», und das muss weg. Nicht durch ein blosses Lippenbekenntnis und einen Blankoscheck der Kirche, sondern durch Reue. Und die Erfahrung, dass Schuld vergeben werden kann. Fehler gehören zum Menschsein – sie wiedergutzumachen auch. Und seien es nur meine Rechtschreibfehler.

Sebastian Schafer

«Katholisch kompakt» im Überblick

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