Ida Raming (r.) kämpft für eine Gleichstellung der Frau in der katholischen Kirche. Sie liess sich schliesslich 2002 mit fünf weiteren Frauen zur Priesterin weihen. Foto: KNA, Katharina Ebel

Berufung zum Priesteramt (1976) – Ida Raming

Ida Raming gehörte zu den vier Frauen, welche beim 2. Vatikanischen Konzil die Öffnung des Priesteramtes für Frauen forderte.

Vielleicht erinnern sie sich an Ida Raming? Als Theologiestudentin gehörte sie zu den vier Frauen, die mit einer Eingabe an das Zweite Vatikanische Konzil die Öffnung des Priesteramtes für Frauen forderten.

Die Frage des Frauenpriestertums wird zu ihrem Lebensthema. Existenziell betroffen und theologisch herausgefordert doktoriert Raming 1973 in Münster und untersucht die traditionellen Argumente für den Ausschluss der Frauen auf ihre Stichhaltigkeit. Spricht sich darin ein göttlicher Wille oder nicht vielmehr zeitgeschichtliches Denken aus?

Gesellschaftlich fallen in den 1970er Jahren für die Frauen immer mehr Schranken. Die Zeichen der Zeit werden auch in kirchlichen Kreisen aufgegriffen: Wie schon der Weltkongress für das Laienapostolat in Rom (1968) fordern in Holland (1969), in Österreich (1974) und in der Schweiz (1975) die Synoden eine Reform des Weiheamtes. Die Anglikanische Kirche spricht sich 1976 für die Weihe von Frauen aus. Und dann kommt der 15. Oktober 1976 und die grosse Ernüchterung. «Die Kirche hält sich aus Treue zum Vorbild ihres Herrn nicht dazu berechtigt, die Frauen zur Priesterweihe zuzulassen», so die Erklärung «Inter Insigniores» der Glaubenskongregation. Trotz frauenfreundlichen Gesten habe Jesus keine Frau in den Kreis der Zwölf gewählt. Zudem könne nur ein Mann Christus repräsentieren aufgrund seiner (biologischen!) Ähnlichkeit. Pikanterweise hat man die differenzierteren Ergebnisse der Päpstlichen Bibelkommission, der man selbst den Auftrag zur Untersuchung der Frage gab, nicht berücksichtigt.

Das vorschnelle, autoritative Entscheiden legt kein gutes Zeugnis ab für die römische Gesprächskultur. Die Theologie verliert zunehmend an kirchlicher Bedeutung und Frauen lässt man ohne Stimme ins Leere laufen. Doch Ida Raming bleibt dran, an der Sache, an der Theologie und an der Kirche. Sie gründet die Initiative Magdalena und findet breite Unterstützung. Es ist ein schmerzlicher Kampf: «Frauen, die eine Berufung zum Priesteramt fühlen und sie auch leben wollen, befinden sich in einemschweren Gewissenskonflikt: Auf der einen Seite steht die unrevidierte Position der offiziellen Kirchenleitung – auf der anderen Seite ruft Gott sie aber zum priesterlichen Dienst in der Kirche.» Nach 40 Jahren des Argumentierens lässt sich Ida Raming 2002 gegen das Gesetz zur katholischen Priesterin weihen.

Angela Büchel Sladkovic

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