Beziehungspflege zwischen der Schweiz und dem Vatikan

Kardinalstaatssekretär Parolin besucht Bern

Er ist die Nummer zwei des Vatikans: Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (66). Im November kommt er für drei Tage in die Schweiz. Auf dem Programm stehen ein Treffen mit Bundespräsident Guy Parmelin, Bundesrat Ignazio Cassis – und ein Besuch beim Schweizer Nationalheiligen Bruder Klaus.

Von Raphael Rauch, kath.ch

Pietro Parolin wird die Schweiz vom 6. bis 8. November 2021 besuchen, teilt die Schweizer Bischofskonferenz mit. Anlass sind 100 Jahre Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Schweiz (1920–2020). Die Feierlichkeiten waren schon für letzten November geplant, mussten aber coronabedingt verschoben werden.

Einsiedeln, Flüeli-Ranft, Bundesbern

Bestätigt ist bislang, dass «Bundesrat Ignazio Cassis am 8. November 2021 Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin zu einem offiziellen Besuch in Bern empfängt. Des Weiteren ist geplant, dass Bundespräsident Guy Parmelin dann den Staatssekretär für einen Höflichkeitsbesuch willkommen heisst.» Weitere Programmpunkte sind eine Eucharistiefeier in der Klosterkirche von Einsiedeln und ein Besuch der Oberen Ranftkapelle und der Klause von Bruder Klaus in Flüeli-Ranft am 7. November. Dort werden «die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz den Kardinalstaatssekretär persönlich begrüssen», sagt Encarnación Berger-Lobato, die Sprecherin der Schweizer Bischofskonferenz.

«Der Besuch unterstreicht die ausgezeichneten Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Schweiz sowie die engen Verbindungen zwischen Rom und der katholischen Kirche in der Schweiz. Kennzeichnend dafür ist nicht zuletzt die Arbeit der Päpstlichen Schweizergarde, welche weltweit hohes Ansehen geniesst», steht in der Medienmitteilung.


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Josef Rosenast zeigt dem Kardinal die Ranftkapelle

Nach Informationen von kath.ch wird sich das Programm in Teilen an jenem des Vorjahres orientieren. Das würde bedeuten: Abt Urban Federer dürfte dem Kardinal die Gnadenkapelle zeigen. Und Bruder-Klaus-Kaplan Josef Rosenast dürfte dem Kardinal mit den Bischöfen die Obere Ranftkapelle zeigen. Für letztes Jahr war ein kurzes Gebet und eine kurze Meditation geplant.

Anschliessend könnte im Hotel Pax Montana ein Gespräch zwischen dem Kardinal und den Bischöfen stattfinden – über pastorale, kirchenpolitische und staatskirchenrechtliche Themen.

Provisorium Bistum Chur beenden?

Es ist damit zu rechnen, dass der synodale Prozess im Zentrum steht, der am 17. Oktober in den Diözesen beginnt. Auch die umstrittene Instruktion der Klerus-Kongregation, das Nein des Vatikans zum «Segen für alle» und der Wunsch des Heiligen Stuhls nach einem residierenden Schweizer Botschafter am Heiligen Stuhl könnten ein Thema werden.

Bischof Joseph Bonnemain könnte seinen Wunsch nach einer Neuordnung der Bistumsgrenzen und einer Konkathedrale in Zürich vortragen: Laut Päpstlicher Bulle ist Joseph Bonnemain Bischof von Chur sowie «Apostolischer Administrator von Obwalden, Nidwalden, Glarus, Zürich und einem Teil des Kantons Uri». Bonnemain will dieses Provisorium beenden.

Gastgeber ist der Bundesrat

Auch dürfte eine Frau für Gesprächsstoff sorgen: Dorothea, die Ehefrau von Bruder Klaus. Hin und wieder wird eine mögliche Heiligsprechung Dorotheas diskutiert, wobei Fachleute die Quellenlage als dürftig einschätzen. Auch könnten die Bischöfe ihren Wunsch nach einem Frauendiakonat unterstreichen – und auf eine Kommission des Vatikans Bezug nehmen, die im September tagt.

Offizieller Gastgeber ist nicht die Bischofskonferenz, sondern der Bundesrat. Letztes Jahr sollte die Parolin-Reise in Lugano an der Theologischen Fakultät beginnen. Laut Encarnación Berger-Lobato wird dieser Programmpunkt wohl aus Zeitgründen ausfallen. Allerdings stehe das finale Programm noch nicht.

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Festakt an Uni Freiburg

Nach Informationen von kath.ch soll an der Universität Freiburg eine Tagung nachgeholt werden, die ebenfalls schon für letztes Jahr geplant war: «Hundertjahrfeier der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Konföderation und dem Heiligen Stuhl».

Bei dieser Gelegenheit soll auch das dreisprachige Werk von Lorenzo Planzi vorgestellt werden: «Der Papst und der Bundesrat: Von der Auflösung der Nuntiatur 1873 bis zur Wiedereröffnung in Bern 1920.» Der Historiker Planzi ist Tessiner und SNF-Forschungsassistent.

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