Bibel: Werbung für Jesus

Wie das Alte Testament ist auch das Neue Testament kein Geschichtsbuch, das uns einfach Historisch-Faktisches rapportiert. Auch wenn die Evangelien das Leben von Jesus nachzeichnen – sein Reden und Handeln, die wunderbaren  Auswirkungen bei den Anhängern und die bösen Reaktionen bei den Gegnern – so sind sie doch keine Biografien von Jesus. Sie sind Deutungen über Jesus und  sein Leben, geschrieben 40 bis 70 Jahre nach seinem Tod. Es ist gewiss  keine Übertreibung zu sagen, dass die Evangelien Werbung für Jesus sind. UndSie wissen ja: Bei Werbung darf man nicht alles wörtlich nehmen, auch wenn sie noch so gut gemeint ist. Die Evangelisten erfanden beispielsweise Geschichten über die Abstammung und die Geburt von Jesus, die den Prophezeiungen von Jesaia entsprechen, um zu «beweisen», dass Jesus der versprochene Messias ist. Sie lassen ihn auch wunderbare Dinge tun und legen Jesus Worte etwa über seine Gottessohnschaft in den Mund, um ihn grösser und göttlicher zu machen. Johannes bezeichnet Jesus schon in den ersten Sätzen als das «Wort» Gottes, durch das «alles erschaffen wurde», und macht sein Evangelium zu einer grossen erzählerischen Theologie über Jesus. Damit wollten die Evangelisten bei den Zuhörern den Glauben an Jesus wecken und stärken. Jesus selber schrieb kein Wort auf, weder über sein Leben noch über seine Botschaft. Ich vermute, dass er dem fixierten Wort misstraute und lieber einen lebendigen Geist hinterlassen wollte.

José Balmer vertritt seine persönliche Sicht. Wer auf seine Anregungen einsteigen will, kritisch, zustimmen oder ergänzend, kann das in unserem begleitenden Forum tun (Online-Formular, Email).

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