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Blick in den Spiegel

Aufgehoben sein mit aller Unzulänglichkeit

Ich bleibe an der Schilderung einer Kollegin hängen, dass sie beim Blick in den Spiegel an schlechten Tagen rasch von Äusserlichkeiten zum Grundsätzlichen komme: Dann deckten ihre Augen auf, was ihr nicht gelinge, was ihr fehle, was sie besser machen sollte. An solchen Tagen merke sie, dass sie in ihren eigenen Augen nicht immer am besten aufgehoben sei. Dass sie dann die liebevollen Augen eines anderen Menschen brauche, in denen sie sich bergen könne. Jene liebevollen Augen, die sie schön fänden, auch wenn sie nicht perfekt sei. Den Blick, der sie ermutige, wenn sie mutlos sei, ihr zutraue, was sie sich selbst nicht zutraue.

Das ist doch auch der Blick des Segens: «Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir …» Ein Blick der Güte. Ein Blick, sich darin zu bergen, sich sein zu lassen, Frieden zu finden. Wie Hilde Domin schreibt:

Dein Ort ist

wo Augen dich ansehn.
Wo sich die Augen treffen
entstehst du.

Du fielest,
aber du fällst nicht.
Augen fangen dich auf.

Es gibt dich
weil Augen dich wollen,
dich ansehn und sagen
dass es dich gibt.

 

Ingrid Zürcher, ref. Seelsorgerin

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