BUCH - Ulrich Zwinglis Spiritualität

Auch wenn es den meisten gar nicht gefällt: Spiritualität sollte bei Zwingli wie auch heute nicht im Verborgenen gelebt werden.

Dass ein Zwingli-Kenner wie der in Faulensee wohnende Pfarrer Dr. theol. Samuel Lutz zum eben begonnenen Zwingli-Jahr ein Buch über Zwingli schreibt, erstaunt nicht. Erstaunlich ist, dass der langjährige Pfarrer in Leissigen und ehemalige Synodalratspräsident Zwinglis Spiritualität als Beispiel reformierter Frömmigkeit auch für das heutige Leben aufzeichnet. Schliesslich waren es am 1. Januar nicht weniger als 500 Jahre her, dass Ulrich Zwingli sein Amt als Leutpriester am Grossmünster in Zürich antrat, ein Datum, das als Beginn der Reformation in der Schweiz gilt.

Wer das Buch mit einem Schatz an Zwinglis Zitaten liest, taucht nicht nur in Zwinglis Gedankenwelt ein, sondern stellt fest, dass Zwinglis Spiritualität auch ins heutige Leben ausstrahlt und vieles enthält, was auch heute wegleitend sein kann. Und zwar keineswegs «nur» für das theologisch-kirchliche, sondern auch für das politische und alltägliche Leben.

Für die theologisch-kirchlich interessierten Leser und Leserinnen sind wohl die oft recht «aufmüpfigen» Ausführungen über grundsätzliche Fragen zur Spiritualität des kirchlichen Lebens von speziellem Interesse. Für viele «andere» werden aber wohl vor allem die Kapitel über die Spiritualität des politischen und des alltäglichen Lebens Anlass zum Nachdenken sein.

Zwei Zitate sollen zeigen, worauf sich die Lesenden einlassen. Bezüglich des politischen Lebens liest man zum Beispiel «Die Kirche weiss sich deshalb dafür verantwortlich, was der Herr zu predigen gebietet, auch öffentlich zu verkündigen, und sollte dies den meisten ganz und gar nicht gefallen.» Und im Kapitel «Spiritualität im Alltag» erfährt man, dass nach Zwingli das christliche Leben sich nicht mehr an bestimmten Orten und zu bestimmten Zeiten vollzieht, sondern im Alltag gelebt wird. «Nicht durch Äusserlichkeiten will Gott verehrt werden, sondern durch rechtschaffenes Leben.»

Zwinglis Spiritualität hat sich, so zeigt das Buch von Samuel Lutz deutlich, nicht im Verborgenen abgespielt. Es ist nicht so abwegig, das Buch auch als Impuls dafür anzusehen, dass Spiritualität auch heute nicht im Verborgenen gelebt werden soll.

Hermann Battaglia

Samuel Lutz: Ulrich Zwinglis Spiritualität. Ein Beispiel reformierter Frömmigkeit. TVZ 2018, 160 Seiten, Fr. 29.90

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