Marc Hudek: «Ich schwöre!»2017, Verlag tredition, 216 Seiten, 27.90 Fr.

Buchbesprechung - «Ich schwöre!»

Der Journalist Marc Hudek analysiert in seiner Geschichte von drei Freunden die Radikalisierung perspektiv- und hoffnungsloser junger Menschen.

Lenny, 20 Jahre alt, ist ein Jugendlicher wie so viele andere auch. Studiert Sportpädagogik, aber halt einfach, weil ihm nichts Besseres eingefallen ist. Ziele im Leben? Eher weniger. Seine besten Freunde Faris und Yussuf sind ähnlich orientierungslos, Studienabbrecher, verbringen ihre Zeit mit Dealen und Krafttraining. Es fehlen Aussichten, Ansporn und Sinn. Fruchtbarer Boden also für grosse Versprechungen.

Der Journalist Marc Hudek (Pseudonym) erzählt in seinem Roman dieselbe Geschichte, die nach jedem Attentat durch einen religiösen Extremisten, nach jedem verhafteten Dschihad-Reisenden erzählt wird. Die Geschichte von hoffnungslosen jungen Menschen, fehlenden Perspektiven und falschen Versprechungen.
In seinem Roman geschieht die Radikalisierung durch den freundlichen Mann, der angeblich einfach über den Islam sprechen will im Jugendtreff – und plötzlich immer radikalere Thesen macht.

Lenny will damit nichts zu tun haben, kann aber nicht verhindern, dass sich Faris und Yussuf immer mehr für den Prediger interessieren. Und als sie Lenny anvertrauen, dass sie als IS-Kämpfer nach Syrien reisen wollen, ist es schon fast zu spät.Wie kann Extremismus verhindert werden?

Hudek nimmt sich in seinem Roman der Frage an, welche Politik und Gesellschaft momentan verzweifelt versuchen zu beantworten – und liefert zwar keine eindeutige Antwort, dafür eine sehr treffende Analyse der Mechanismen von Radikalisierung anhand der Geschichte von Lenny, Faris und Yussuf.

Der Roman wäre also eine soziologische Fallstudie, würde der Autor nicht auch die menschlichen Probleme der drei jungen Männer behandeln. Wie weit kann Freundschaft gehen, wenn das grundsätzliche Weltbild divergiert? Feinfühlig verfolgt der Autor die Geschichte der Jugendlichen und macht auch vor einer Prise Komik nicht halt – der extremistische Ansichten bei aller Gefährlichkeit dann halt doch nicht entbehren.

Sebastian Schafer


Marc Hudek: «Ich schwöre!» 2017, Verlag tredition, 216 Seiten, 27.90 Fr.

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