Buchtipp: Delia Owens, Der Gesang der Flusskrebse

Eine Geschichte über Hoffnung, Verlassen werden und Resilienz.

Aus der Feder einer Biologin, die sich bisher der Fachliteratur gewidmet hat, kommt eine Geschichte, in der die Natur, wenn nicht die Haupt-, aber doch eine sehr grosse Rolle spielt. Das Marschland an der Küste North Carolinas war schon immer Zufluchtsort für Deserteure, entlaufene Sklaven und allerlei Menschen, die lieber für sich sind – im Labyrinth der vielen Kanäle und Buchten, die mit den Gezeiten kommen und verschwinden.

Auch in den 50er-Jahren wohnen eher randständige Menschen im Marschland – so wie die Familie der sechsjährigen Kya: Ma, Pa, fünf Kinder, zusammengepfercht in eine kleine Hütte wie Stallhasen. Der Vater, aus dem Krieg mit einem verkrüppelten Bein zurückgekehrt, kennt nur zwei Zustände: schweigen oder schreien. Eines Tages verlässt die Mutter die Familie, und einer nach den anderen tun es ihr die älteren Geschwister gleich – bis nur noch Kya und ihr Vater bleiben. Er nimmt sie zum Fischen mit seinem Motorboot mit, zeigt ihr, wie sie sich im Marschgebiet orientieren kann, und dann geht auch er, und Kya bleibt alleine zurück. In Zeitsprüngen zwischen 1952, wo die Geschichte ihren Anfang nimmt, und 1969, wo die Leiche eines jungen Mannes im Marschland gefunden wird - und sofort alle im Dorf das Marschmädchen verdächtigen - begleitet die Geschichte die Entwicklung der kleinen Kya, einer Art Aussenseiter-Robinson, die allen Umständen zum Trotz ein eigenständiges Leben führt.

Ein atmosphärisches Buch, das einen in die besondere Pflanzen- und Tierwelt des Marschlandes eintauchen lässt, zu der sich Kya auch zählt, und das am Ende mit einer gekonnten Wende überrascht.

Sabrina Durante


Delia Owens, Der Gesang der Flusskrebse,
Hanserblau Verlag, 2019
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Fr. 29.90

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.